Kränzebinden

Übersicht

1. Allgemein

2. Heute in Altena

3. Geschichte

3.1. Ehrenbögen beim Besuch des Königs

4. Kränzebinden ist eine Kunst für sich

 

 

zu 1.: Allgemein

Das Wort "Kranz" (lateinisch coronader Kranz‘; griechisch κορώνα ‚Kranz‘, ‚Krone‘) bedeutet Krone!

 

Ein Kranz ist eine, im Gegensatz zum Gesteck, ringförmige Zusammenfügung von Materialien. Diese Erklärung wird hergeleitet vom althochdeutschen Wort „krenzen“, was soviel wie „umwinden“ bedeutet.

 

In vielen Gegenden Deutschlands ist "Kränzebinden" oder "Kränzen" eine handwerkliche Tätigkeit, die mit Nachbarn und Freunden als Brauchtum gefeiert wird.

 

 

zu 2.: Heute in Altena

Innerhalb der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft gilt: Das Kränzebinden ist ein beliebter Brauch von altersher. Es trägt zur Stärkung des Heimatgedankens und des Zusammenhaltes der Altenaer Bürger bei und findet seinen sichtbaren Ausdruck in der Ausgestaltung unserer Heimatstadt.

Zum Kränzebinden ist jeder eingeladen: Schützen und Gäste, Männer und Frauen, Junge und Alte, Alteingesessene und Zugezogene, Arme und Reiche, Singles und Familien. Im Mittelpunkt steht also das Kennenlernen und die Geselligkeit. Die Teilnehmer bezeichnen sich als Kränzebinder und Kränzebinderinnen.

 

Bei den Treffen werden die Kronen für den Kronenabend vorbereitet. Bei dem Grundgerüst handelt sich dabei um einen sogenannten Kronenstock aus der Drahtindustrie, der genutzt wird, um hieran den Draht aufzuwickeln. Beim Kränzebinden wird er mit Stoff o.ä. ummantelt. Anschließend werden Schleifen aus farbigem Lackpapier daran befestigt. Dazu werden Bögen aus Lackpapier in Streifen geschnitten, gefaltet, eingeschnitten, getackert und anschließend an die Krone gesteckt.

 

Das Kränzebinden wird mit Spielen, gemütlichem Beisammensein, Musik und Tanz kombiniert.

Heute beginnen die fünf Kompanien etwa drei Monate vor dem anstehenden Schützenfest mit dem Kränzebinden. Innerhalb der Stadtteile werden Tafeln aufgestellt, um die Daten der Kränzebinden zu veröffentlichen. Generell findet das Binden an jedem Wochenende bis zum Fest statt.

 

Am Tag vor dem ersten Festtag werden die Kronen feierlich zu den Häusern der Zug- und Kompanieführer, der Scheffen, der Ehrenscheffen und der Spieße gebracht. Am Abend wird das Kronenfest gefeiert.

 

König und Königin erhalten eine goldene bzw. silberne Krone sobald sie feststehen.

 

 

zu 3.: Geschichte

Neben dem Brauch, bestimmte Lieder gemeinsam zu singen kam um 1830 noch ein weiterer auf, welcher heute noch erhalten geblieben ist: Das Kränzebinden oder auch Kränzen.

Die Jungschützen stellten den Offizieren und Führern mit bunten Kronen geschmückte Ehrenpforten vor die Haustür, damit ein jeder sehen konnte, wer eine hohe Position innerhalb der FWG bekleidete. Die Kronen wurden aus buntem Krepp gebunden und allein die Anzahl der zu bindenden Kronen bedeutete viel Vorbereitung.

Für die Schützenjugend ermöglichte es aber auch, dass sie sich schon im Vorfeld kennenlernen konnten und so wurden diese Vorbereitungen und das Schmücken der Türen beibehalten.

Bis rund um das Jahr 1973 war das Kränzebinden allein den ledigen Schützen und den Jungfrauen vorbehalten. Diese Regelung lockerte sich aber früher oder später in allen fünf Kompanien.

 

 

zu 3.1.: Ehrenbögen beim Besuch des Königs

Ehrenpforten wurden schon lange vorher gesetzt und erstmals beim Besuch des Preußenkönigs Friedrich-Wilhelm II. im Jahre 1788 erwähnt:

 

So ist überliefert, dass die Straßen von Nachrodt nach Altena für diesen Besuch stark ausgebessert wurden und die "Fabricanten" auf der neugebauten Lennebrücke zu Nachrodt einen Ehrenbogen mit lateinischer Aufschrift errichteten. Sechs Mädchen vom Lande sagten dem König dort ihr Gedicht auf, bevor dem Monarchen hier eine berittenen Abordnung der Altenaer entgegen kam.

 

Auf dem gesamten Weg nach Altena standen die "Fabricanten" mit ihren Werkstücken Spalier. In der Brachtenbecke, wo die Altenaischen Drahtrollen anfingen, erwartete der Magistrat von Altena, nebst Vorstehern und Zunftmeister der "Fabricquen" den Preußenkönig.

 

An dem Weg von der Brachtenbecke bis zum Hünengraben standen 60 Uniformierte mit Marschallstab in der Hand, der oben mit Eichenlaub umwunden und mit einem roten Bande geziert war. Außerdem waren auf dem Weg von der Brachtenbecke bis in die Freiheit insgesamt sechs Ehrenbögen errichtet worden, der erste am heutigen Selvekreisel.

 

Dann besuchte der König die Fabriken am Hünengraben und setzte seinen Weg anschließend über die heutige Bahnhofstraße fort. In Höhe der heutigen „Hünenburg“ sangen Chöre und auf „Großen Brücke“ streuten Mädchen Blumen auf den Weg.

 

Vor der Lutherkirche stand ein weiterer Ehrenbogen. Der König besuchte die Lutherkirche, speiste in Altena und erhielt zahlreiche Gedichtsvorträge sowie Geschenke, die er huldvoll entgegen nahm.

 

Das ganze Volk war auf der Straße, um seinen König zu empfangen und den Leuten standen die Freudentränen in den Augen. „Am folgenden Tag vereinigte sich die ganze Bürgerschaft zu einem allgemeinen Fest, an dem alle ohne Unterschied der Stände bei frugaler und simpler Bewirtung sich den Empfindungen der Freude über den besten König überließen.

 

 

zu 4.: Kränzebinden ist eine Kunst für sich

Der Kompanieführer aus der Nette gab im Jahr 2000 folgende Informationen zum Kränzebinden in der Zeitung bekannt:

 

"Beim Kränzebinden in den einzelnen Kompanien werden für alle Vorstandsmitglieder der Schützengesellschaft Kronen aus Glanzpapier und Draht gebunden. „Wir sind eine relativ kleine Truppe und fertigen 16 Kronen an“, erklärt Dieter S. Er ist Kompanieführer der Nette.

 

Die Netteraner treffen sich, genau wie alle anderen Kompanien ,seit März an jedem Samstag zum Kränzebinden. Bunte Glanzpapierbögen, Draht, Stecknadeln, Mullbinden und natürlich viele fleißige Hände werden zur Herstellung benötigt. Die Papierbögen werden zunächst in schmale Streifen geschnitten werden, dann längs gefaltet und an der Faltkante eingeschnitten. Im nächsten Arbeitsschritt wird die bunte Seite des Papiers wieder nach außen geklappt und an der offenen Kante zusammengetackert. Anschließend wir der Papierbogen zu einer buschigen Rosette geformt. Damit ist die Vorarbeit erledigt. „Das ist mit das Wichtigste und nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagt S. und fährt fort: „Eine besondere Bedeutung haben die Farben nicht. Das Ziel ist, die Kronen so schön und bunt wie möglich zu machen“.

 

Eine Ausnahme machen da nur die Kronen für Königin und König, denn die erstrahlen in Silber und Gold. Welche Kompanien diese binden darf, entscheidet das Los.

 

S. erklärt, dass Geschicklichkeit sei gefragt, um die bunten Papierrosetten auf dem mit Mullbinden umwickelten Drahtgestell zu befestigen. „Kränzebinden ist eine Kunst für sich!", ist sich der Kompanieführer sicher.

 

Eine Krone wird jeweils von zwei Personen gebunden. In zwei Stunden kann eine Krone fertig sein - „da muss dann aber schon richtig reingehauen werden“, sagt S. und ist stolz auf seine Kränzebinder, denn etwa zwei bis drei Kronen würden pro Abend gebunden.

 

Sind die Kronen fertig, müssen aus Tannengrün die Girlanden gebunden werden. Am Kronenabend werden die Schmuckstücke vor den Haustüren der Vorstandsmitglieder der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft aufgehängt. „Diese Tradition ist mindestens 150 Jahre alt“, vermutet S.

Geselliges Beisammensein, Vorbereiten sowie gegenseitiges Kennenlernen stünden im Vordergrund der Kränzebinderabende. Getreu dem Motto, „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, kann die Kompanie Nette sich entspannt zurücklehnen: Vor dem letzten Kränzebinden waren alle Kronen fertig."

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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de

 

Quellen:

- Archiv der FWG

- Wilhelm Simons; Altena und seine Schützen; 1967

- Kreisarchiv MK

- Westfälische Rundschau

- Altenaer Kreisblatt

- www.wikipedia.de

- Festschrift der Kompanie Rahmede zu ihrem 100jährigen Bestehen

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