Nette

Übersicht

1. Allgemein

2. Heute in Altena

3. Geschichte

4. Weitere Links zu diesem Thema

 

 

zu 1.: Allgemein

Die "Nette" ist ein Bachlauf auf dem Gebiet der Stadt Altena. Sie entspringt 1 km südöstlich von Dahle auf einer Höhe von 458m. ü. NN als Wennescheider Bach und fließt durch die Ortschaften Dahle, Steinwinkel und Nette bevor sie im Mühlendorf am Markaner auf 158 m ü. NN in die Lenne mündet.

 

Auf ihrem 8,0 km langen Weg überwindet die Nette somit einen Höhenunterschied von 300 m, so dass ihr durchschnittliches Sohlgefälle 37,5 ‰ beträgt.

 

Die Nette gab dem Tal und dem dortigen Stadtteil unterhalb der Burg seinen Namen. Darüber kommt der Name "Nette" auch in anderen Gegenden als Flußname, Ortsbezeichnung und Familienname vor.

 

 

zu 2.: Heute in Altena

Der Stadtteil "Nette" beginnt eigentlich am Silbersiepen (heute steht dort die Feuer- und Rettungswache) und erstreckte sich ursprünglich bis über den früheren Kindergarten (heute Bestatter Draheim), Nettestraße 59.

 

Hier beginnt dann die "Obere Nette", die bis "Pleuger" an der Abzweigung nach Neuenrade reicht.

 

Durch den Ausbau der Siedlungen wurde aber auch die lokale Zuordnung innerhalb der FWG neu überarbeitet und die westliche Grenze der Kompanie Nette vom Silbersiepen bis zur Kaldewei an der Einmündung Bachstraße / Iserlohner Straße am Markaner verschoben.

 

 

zu 3.: Geschichte

In einer Sonderausgabe vom 150-jährigen Bestehen des Altenaer Kreisblatt vom 04. Oktober 1984 schrieb der Heimatforscher Paul Rump (* 1907; † 1986) einen umfangreichen Bericht über die Nette. Da dieser Bericht erst 2056 gemeinfrei wird, kann er hier nur zusammengefasst widergegeben werden:

Rump vermutete, dass der Name Nette von dem germanischen Begriff  nat-asa nit-isa abzuleiten ist und soviel wie "rauschender Fluß" bedeutet.

 

1395: Erste urkundliche Erwähnung des Ortsteils Nette als "up der Nette" und Errichtung einer Harnaschrolle.

In späteren Jahren finden sich in Dokumenten, Karten und Texten folgende Schreibweisen und Bezeichnungen: "by der Nitte" (1584), "bey der Nette" (1638), "bei der Nette" (1645), "auf der Nette" (1660), "auf der alten Nette" (1674), "uff der Netten" (1684), "Nete" (1699), "in der Nette" (1700), "auf der Nette-Bache" (1738), "Neht" (1748), "auff dem Nette-Flusse" (1764), "die Nette Becke" (1769), "in der Neten (1789)", "in der Netze" (1798) und "von der Nette" (1869). Rump war ferne der Überzeugung, dass man 1984 "in der Nette" sagte, wenn das untere und mittlere Nettetal und "auf der Nette" sagte, wenn das obere Nettetal gemeint war.

Spätestens im 13. oder 14. Jahrhundert entstanden die meisten Altenaer Drahtrollen, als man anfing, die Wasserkraft zu nutzen.

Rump schrieb: "Es ist wahrscheinlich, dass die ersten Wasserwerke im unteren Nettetal nahe der Burg und der ältesten Ansiedlung, dem Stadtteil Freiheit, angelegt worden sind und in der Nähe dieser "Drahtrollen" auch bald Wohnhäuser erbaut wurden. So entstand der Stadtteil Nette, der bei ungefähr 500 Meter Länge und etwa 100 Meter Breite das Gebiet der heutigen oberen Bach- und unteren Nettestraße, der Graben-, Kronen- und Eggestraße und der Klusen- und Bergstraße umfasste.

Im schmalen Talgrund war der Bau von Häusern durch den Hauptlauf des Netter Baches, "Gewaltbach" genannt, und durch die Wehre mit den Ober- und Untergräben der "Dotter Drahtrolle" und der "Mettwurster Drahtrolle" begrenzt. Richtungsweisend für den Bau der Häuser an den steilen Berghängen des "Kettelberges" (Klusenberg) und der "Evendt" waren der "Pfad" vom Stadtteil Freiheit und der Burg in den Talgrund (die heutige Klusenstraße), die "Königsstraße" in Richtung Neuenrade (die heutige Bergstraße), der Weg "am Berge" zur Egge (die heutige Eggestraße), der Fußpfad zum "Totenmann" in Richtung Iserlohn (ein Teil der heutigen Grabenstraße), die Wege Netteabwärts zum Stadtteil "Mollendorpe" (Mühlendorf, die heutige Bachstraße) und Netteaufwärts nach Evingsen und Dahle (die heutige Nettestraße). Ganz besonders wird es für den Stadtteil Nette zutreffen, dass man, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die in einem tiefen Kessel eingeschlossene Stadt, nicht gut anders, als über Fußpfade erreichen konnte."

 

1518 Feuer vernichtete den Ortsteil Nette.

 

1574 Feuer vernichtete den Ortsteil Nette, der in einem Bericht darüber erstmals als "Stadtteil Nette" erwähnt wurde.

 

1660 Feuer vernichtete den Stadtteil Nette

 

1663 wurde erstmals ein Akzisetor "bey der Nettepforten" für ein- und ausgeführte Waren erwähnt. Noch um das Jahr 1900 hieß es in der Nähe des Hauses Nettestraße 59 "boäne Poäte" (über der Pforte).

1738 wird auf Anordnung der Regierung in Cleve eine Verzeichnis mit Karte angefertigt, in der alle Drahtrollen von Altena eingezeichnet werden.

Auch die Drahtrollen und Siedlung in der Nette sind detailreich eingezeichnet.

 

1740 gab es im Stadtteil Nette etwa 170 Häuser. Auf einer Aufnahme vom Jahre 1892 ist die Zahl der Häuser ungefähr die Gleiche.

 

1750 Feuer vernichtete den Stadtteil Nette

 

1791 gab es in der Nette 50-60 Kühe, ungefähr 40 Schafe und für die ärmere Bevölkerung viele "Hitten" (Ziegen). Die Kühe, Schafe und Ziegen wurden täglich zu je einer Herde gesammelt und von den Hirten auf die Weiden getrieben. Altena war in Weidebezirke eingeteilt, die "Huden" (von hüten) genannt wurden.

Rund 30% er Einwohner, Schützen, Häuser und Haushaltungen von Altena existierten damals in der Nette. Der Anteil der Drahtzieher betrug 40% und von den Drahtrollen und ihren Einrichtungen sogar 44% bis 58%.

Rump: "Damit stand die Nette und das Nettetal im Altenaer Drahtgewerbe an erster Stelle."

Änderungen ergaben sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als durch Napoleon die Gewerbefreiheit eingeführt worden war. Walzdraht verdrängte nun den geschmiedeten Draht als Rohstoff und das Drahtgewerbe wurde unter viel Not und Schwierigkeiten völlig umgestaltet. Die Bank- und Kleinzögersbänke wurden durch Grob-, Mittel- und Feinzüge ersetzt.

Rump: "Die Drahtzieher bildeten eine eigene Kaste, reisten nie weiter, als zu ihrer Werkstatt, der Drahtrolle, kamen selten bis an das andere Ende ihrer langen Stadt, kannten keinen Aufwand noch andere Bedürfnisse und sprachen eine Sprache, die für einen Fremden beinahe unverständlich war."

 

Mit der allmählichen Einführung der Dampfkraft zur Mitte des 19. Jahrhunderts, konnten die kleinen Drahtrollen zu größeren Werken ausgebaut werden.

1871 wurde eine Friedenslinde vor dem Rump´schen Wohnhaus gepflanzt.

 

1901 wurde das heutige Haus Nettestraße 15 (Kino) errichtet. Durch den Neubau wurde die Straße damals verbreitert. Es gab jedoch noch viel engere Straßenstellen in der Bach- und Nettestraße, die durch den Abbruch von Häusern beseitigt wurden.

1906 erwarb die Stadt die Wasserrechte der "Dotter-Drahtrolle" und der "Mettwurst-Drahtrolle", entfernte die Ober- und Untergräben und verbreiterte die Straßenführung.  

 

1907 gab es dadurch noch 23 drahtverarbeitende Betriebe, von ehemals 29 Drahtrollen, davon nur noch 14 als reine Wasserwerke. Die übrigen 9 Betriebe wurden gemischt betrieben, d.h. neben der Wasserkraft wurde die Dampfkraft benutzt.

Im gleichen Jahr wurde beschlossen, dass der Platz an der Friedenslinde in der Nette eine Einfriedung erhalten und in ähnlicher Weise bepflanzt werden soll, wie der Platz an der Unteren Brücke.

 

Ab 1918 bis 1926 wurden die Gleise für die Nettetalbahn in die verbreiterte Straße gelegt.

Um 1944 / 1945, also gegen Ende des II. Weltkrieges, wurde die letzte, mit Wasser getriebene Drahtrolle des Nettetals, die "Pfeffermühle", stillgelegt.

 

1961 wurde die "Pfeffermühle" nach sorgfältigen Vermessungen abgetragen und mit allen Einrichtungen im Hagener "Freilichtmuseum technischer Kulturdenkmale" wieder aufgebaut.

zu 4.: Weitere Links zu diesem Thema

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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de

 

Quellen:

- Wilhelm Simons; Altena und seine Schützen; 1967

- Stadtarchiv Stadt Altena

- Kreisarchiv MK

- Paul Rum; Altenaer Kreisblatt; 1984

- www.wikipedia.de

- www.klimpelsjunge.jimdo.com

 

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