Carl - Die Dampflok der Kreis-Altenaer-Eisenbahn

Übersicht

1. Allgemein

2. Heute in Altena

3. Geschichte

4. Die Kreis-Altenaer-Eisenbahn (KAE)

5. Die Iserlohner Kleinbahn

6. Zusatzinformation

 

 

zu 1.: Allgemein

Carl ist der Name einer Dampflokomotive der Kreis Altenaer Eisenbahn (KAE), die am 21. Juli 1886 als Kreis Altenaer Schmalspur-Eisenbahn-AG gegründet wurde und am 1. Juni 1922 in KAE umbenannt wurde. Die Gesellschaft wurde am 31. Januar 1976 aufgelöst.

 

Die Lokomotive Carl ziert, zusammen mit dem Selvebogen, das Logo der Kompanie Kelleramt. Daher ist sie auch in diesem Schützenlexikon aufgeführt.

 

 

zu 2.: Heute in Altena

Im Volksmund wurde die Kleinbahn zunächst als "Bimmeln" und dem Namen der Lok benannt. Der erste Zug von Altena nach Lüdenscheid wurde von der Lok Otto gezogen, somit war der Name "Bimmel-Otto" gesetzt. Als 1924 anstelle der Naßdampfmaschinen nun Heißdampfmaschinen eingeführt wurden, änderte der Volksmund den Namen für die kleine Bimmelbahn in "Schnurre". Diese Kosenamen sind viele Altenaern noch heute präsent.

 

Ihre Spuren sind in Altena heute so gut wie verschwunden. Die auffälligste Erinnerung ist der ehemalige KAE-Tunnel an der Lüdenscheider Straße / Rahmedestraße "Am scharfen Eck". Darüber hinaus existieren noch einige ehemalige Bahnhöfe, Haltepunkte und Betriebsgebäude, die aber längst anderen Zwecken dienen.

 

Die Lok Carl stand nach ihrer Pensionierung zunächst in der Rahmedestraße gegenüber vom KAE-Tunnel, dann über Jahrzehnte am Bahnhof. Innerhalb der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft liegt die Bahnhofstraße im Gebiet der Kompanie Kelleramt.

Daher erinnert die Kompanie Kelleramt in ihrem Logo an die Schnurre.

 

Im Jahr 2016 verkaufte die Stadt Altena die Lokomotive an den Niederländer Wim P. Er möchte die Schmalspurlokomotive wieder fahrbereit machen. Den Verkaufserlös wird die Stadt Altena in einen geplanten Spielplatz am Bahnhof investieren. Außerdem überlies der Käufer der Stadt Altena einen Nachbau von Carl. Dieser steht seit 2019 am ehemaligen KAE-Tunnel an der Lüdenscheider Straße, um weiterhin an dieses Stück Heimat- und Industriegeschichte zu erinnern.

 

 

zu 3.: Geschichte

Zur Beförderung von Gütern und Personen besaß die KAE einen entsprechenden Bestand an Dampflokomotiven und Eisenbahnwagons. Bei Gründung des Unternehmens besaß das Unternehmen 9 Lokomotiven und Triebfahrzeuge und steigerte deren Anzahl später auf 15. Im Laufe seiner Geschichte besaß das Unternehmen insgesamt 26 Dampflokomotiven.

 

Die Lokomotiven Nummer 1 bis 19 trugen männliche Vornamen; ein Umstand der sie besonders populär machte.

 

Die Lok "Carl" wurde unter der Fabriknummer 2241 bei der Maschinenfabrik Hohenzollern in Düsseldorf gebaut. Im Jahre 1907 trat Carl seinen Dienst bei der "Kreis Altenaer Schmalspur-Eisenbahn-AG" (KAE) unter der Betriebsnummer 13 an. Er hatte ein Leergewicht von 16t und ein Dienstgewicht von 22t. Der Treibraddurchmesser betrug 780mm, der Kolbenhub 400 mm und der Durchschnitt der Zylinder 300mm. Damit konnte die Maschine eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h erreichen und insgesamt 75t nach Lüdenscheid ziehen. Der Tender fasst 750 kg Kohle und der Wassertank 3 Kubikmeter.

 

Von diesem Typ Cn2t, mit drei angetriebenen Achsen, Naßdampf, zwei Zylindern und Tender, besaß die KAE 22 Dampfmaschinen, zwei davon wurden von der Firma Hagans hergestellt und besaßen eine zusätzliche Laufachse. Bei der KAS hatte sich der Typ Cn2t hervorragend bewährt. Die durchschnittliche Betriebszeit aller Maschinen lag bei 39 Dienstjahren und unser "Carl" schaffte es mit 53 Dienstjahren auf den zweiten Platz. Nur "Hermann" brachte es auf noch mehr Dienstjahre.

Nach seiner Dienstzeit ging unsere Lok "Carl" in den Besitz der Stadt Altena über und wurde 1960 als "Denkmal" an der Rahmedestraße / Steinernen Brücke abgestellt.

 

In dieser Zeit erging es "Carl" nicht gut, denn Metalldiebe und Eisenbahnfans entwendeten viele Messingteile und die "Bimmel".

 

Um 1967 zog "Carl" an die Bahnhofstraße. Dort musste sein verrosteter Schornstein getauscht werden. Bei den Bauarbeiten war der Dampfdom geöffnet und nur notdürftig wieder angeschweißt worden.

 

Mit dem Bau der nahgelegenen Fritz-Berg-Brücke kam um 1983 wieder Bewegung in die Kleinbahngeschichte. Auf Initiative des Kulturring-Arbeitskreises Heimatpflege wurde die Lok durch das Technische Hilfswerk (THW) und durch Zuwendungen der heimischen Wirtschaft vollständig überholt und unter Denkmalschutz gestellt. Außerdem wurde die Lok wieder in den Originalfarben lackiert.

 

Am 5. Mai 1984 wurde das völlig restaurierte Industriedenkmal mit einem "Schnurrefest" der Öffentlichkeit übergeben. Seitdem nahm sich das THW der Pflege von "Carl" an. Von 2007 bis 2011 musste Carl für 4 1/2 Jahre erneut abgebaut und in ehrenamtlicher Arbeit vollkommen saniert werden. Trotzdem gelang es nicht das Denkmal witterungsbeständig unterzustellen und so langfristig zu erhalten. Daher entschloß sich die Stadt Altena im Jahre 2016 die Lok zu verkaufen.

 

 

zu 4.: Die Kreis-Altenaer-Eisenbahn (KAE)

1803 war in England die erste Lokomotive gebaut worden. In Deutschland fuhr die erste Eisenbahn am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth. Neben den normalspurigen Eisenbahnen entwickelten sich 1884 in Sachsen die Schmalspurbahnen.

 

Die Idee der Schmalspurbahn fand auch in Altena gefallen und so entstand in den Jahren 1887/88 der erste Teil des 41 Kilometer langen Streckennetzes, das am Bahnhofsvorplatz in Altena im Lennetal seinen Anfang nahm. Hier war 1860/61 von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft ein Anschluß an die Ruhr-Sieg-Strecke hergestellt worden.

 

Ab dem 1. Oktober 1887 fuhr die „Rahmedetalbahn“ von Altena aus über 14 Kilometer talaufwärts bis zum KAE-Bahnhof in Lüdenscheid. Auf dieser Strecke wurde in Altena ein 55m langer Eisenbahntunnel erbaut, der heute noch vorhanden ist und heute teilweise als Garage genutzt wird.

 

Von Lüdenscheid wurde das Streckennetz weiter nach Werdohl, Halver, Schalksmühle ausgebaut, so dass es ab 1928 insgesamt 48 Kilometer lang war. Die komplette Gleisanlage befand sich auf öffentlichen Straßen und kreuzte die Fahrbahnen mehrfach.

Mit dem steigenden Individualverkehr kam das Ende für die Schnurre. Die Stilllegung der Strecke Altena-Lüdenscheid für den Güterverkehr erfolgte am 14. Februar 1961 und am 28. Mai 1961 für den Personenverkehr.

 

Rechtsnachfolger

 

Aus der KAE entstand die Kraftverkehr Mark-Sauerland GmbH, aus der schließlich die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) wurde.

 

 

zu 5.: Die Iserlohner Kleinbahn

Neben dem Schienennetz der Kreis-Altenaer-Eisenbahn (KAE) von Altena nach Lüdenscheid und der Ruhr-Sieg-Strecke der Deutschen Bahn (DB) gab es noch ein Schienennetz der Iserlohner Kreisbahn in Altena.

 

Es handelte sich dabei um die „Elektrische Kleinbahn“ Westig - Ihmert - Altena - Dahle.

 

Die Schienen auf der rechten Lenneseite

 

Ab dem 30. Juni 1917 wurde Evingsen von Hemer aus angefahren. Am 05. November 1918 reichte das Schienennetz bis „Pleuger“ und bis zum 04. Dezember 1919 bis zur Netter Schule. 1920 / 1921 erfolgte dann der Anschluss von "Pleuger" über "Fuleck" nach Dahle. Im Dezember 1926 wurde schließlich der Schienenstrang von der Netter Schule bis zum Markaner gebaut und am 04. März 1927 erfolgte der Anschluss an den Altenaer Güterbahnhof. Dazu wurde an der Linscheidstraße eine Kleinbahn-Brücke über die Lenne gebaut.

 

Am 01. Juli 1956 wurde der Personenverkehr in Altena eingestellt und am 15. Dezember 1964 auch der Güterverkehr. Die Iserlohner Kleinbahn ging später, wie die KAE, in die Märkische Verkehrsgesellschaft (MVG) über.

 

Auf dem Schienennetz der Iserlohner Kreisbahn fuhren ausschließlich schmalspurige Elektrolokomotiven. Die Lokomotiven im Güterverkehr erhielten den liebvollen Spitznamen „Dicke Berta“.

 

Unser "Carl“ verkehrte jedoch ausschließlich auf dem Schienennetz der KAE auf der gegenüberliegenden, also linken Lenneseite.

 

 

zu 6.: Zusatzinformation

Beim Schützenfest 1889 setzte die KAE Personensonderzüge zwischen Lüdenscheid und Altena ein. An der Lüdenscheider Straße (Höhe Villa Alpenburg / Selve-Villa) wurde eine Sonderhaltestelle für die Festbesucher eingerichtet.

 

Von dort konnte man über einen Fußweg den Bahndamm der Ruhr-Sieg-Strecke erreichen und dort über einen Bahnübergang auf den Festplatz Langen Kamp gelangen. Überreste von dem Fußweg und der Schrankenanlage sind heute teilweise noch erkennbar.

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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de

 

Quellen:

- Archiv der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft

- Wilhelm Simons; Altena und seine Schützen; 1967

- Stadtarchiv der Stadt Altena

- Chronik der Stadt Altena

- Kreisarchiv Märkischer Kreis

- www.wikipedia.de

- De Rammuthe - Zeitschrift vom Heimat- und Bürgerverein Rahmede e.V.

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