1. Allgemein
2. Heute in Altena
3. Geschichte
4. Die Gaststätte und ihre Wirte
5. Das Haus und die Schützen
6. Zusatzinformation
2014 war auf der Homepage von Haus Pilling zu lesen:
"Das "Gasthaus Pilling" in Altena ist die älteste Gaststätte im Märkischen Kreis. Pillingsen oder verkürzt Pilling hieß in der altdeutschen Bedeutung „Die Herren des Beils“. Das Wappen mit dem Beil an der Hausfassade erinnert noch heute daran."
Eine Internetrecherche ergab außerdem, dass die Fusselbildung auf Kleidungsstücken als "Pilling" bezeichnet wird. Darüber hinaus ist Pilling ein häufiger Orts- und Familiename.
1996 kauften Franz-Georg B. und Renate B. das Haus. In Anknüpfung an seine alte Tradition bewirtschafteten sie es erfolgreich. Im Jahre 2014 wollten sich die Beiden aus Altersgründen von dem Objekt trennen, fanden jedoch keinen Käufer.
Im Juni 2016 wurde die Nachfolge für den 67jährigen Franz-Georg B. geklärt. Seitdem steht sein Enkel Patrick H. am Herd des ältesten Gasthauses im Märkischen Kreis. Seine Lehre hat H. in Büsum gemacht. Nachdem es ihn zurück ins Sauerland zog, kochte er im Burgrestaurant und bei Holzrichter in Veserde, bevor er in den Betrieb des Großvaters wechselte. Franz-Georg B. war zwar zunächst noch für den Betrieb verantwortlich, gab die Geschäfte aber im Januar 2020 komplett in die Hände des 24-jährigen Patrick H. und dessen Lebensgefährtin Marie K.
Das Gründungsjahr 1724 ist nicht genau belegt. Es stützt sich auf eine Inschrift am Haus. Im Stadtarchiv konnte erst ein paar Jahre später ein Pilling dokumentiert werden.
Mit Johann Hermann zu Pillingsen († 1769) und seinem Sohn Heinrich, der 1770 und 1776 als Fuhrmann und Wirt in der Nette bezeugt ist, beginnt die Geschichte des traditionsreichen Hauses. Caspar Heinrichs gleichnamiger Sohn (1783-1848) gliederte dem Gaststättenbetrieb eine Bäckerei an, die jedoch schon in der nächsten Generation zu Gunsten der Gastronomie wieder aufgegeben wurde.
Um 1870 war Wilhelm Pilling der Gastwirt des Hauses, der 1873 zusammen mit dem Schmied Ludwig Lüling das Unternehmen W. Pilling & Co. gründete.
Der, in der Familiengeschichte, folgende Gastwirt war sein gleichnamiger Sohn Wilhelm Pilling (1881-1930). Der stadtbekannte Bürger und Ratsherr machte das Gasthaus Pilling zu einem der bevorzugten Vereins- und Stammlokalen der Burgstadt. Hier trafen sich Drahtzieher wie Reidemeister, hier tagten unter anderem der Gardeverein, der Landwehr-Gesangverein, die dritte Feuerwehrkompanie, die Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft, die Teichgenossenschaft, der Männergesangverein "Liederkranz" sowie die "Abendgesellschaft auf dem Trott".
Nach dem frühen Tod Wilhelm Pillings führte dessen Witwe Paula geb. Mühlhoff (geb. 1889) die Gastwirtschaft weiter.
1955 folgte ihre Tochter Anneliese. Deren Lebensweg lässt sich genau nachvollziehen und wurde 1999, anlässlich der 275-Jahr-Feier von Haus Pilling, veröffentlicht. Sie wurde 1915 in Altena geboren, wo ihre Eltern die Gastwirtschaft betrieben. In Altena wuchs sie auf, ihre Ausbildung machte sie in Eisenach und Berlin. Mit ihrem ersten Ehemann Dr. Ernst Heinrich zog sie nach Niederschlesien. 1944 waren sie nach der Flucht kurz in Altena, zogen dann nach Norddeutschland. Erst in den späteren Nachkriegsjahren kamen sie wieder nach Altena. Dort ließen sie sich scheiden und Anneliese Pilling übernahm 1955 die Gastwirtschaft ihrer Eltern. 1979 heiratete sie ihren Untermieter Karl-Heinz. Als ihr Leben 1982 durch ein Herzversagen endete, starb mit ihr die letzte Angehörige der alten Wirtedynastie. Drei Jahre später musste ihr Ehemann Karl-Heinz Pilling das Haus aufgeben.
Nach erfolgloser Zwangsversteigerung blieb es bei der Sparkasse. Die verkaufte es an Dr. M., einen ehemaligen Brauerei-Direktor. Zehn Jahre mit drei glücklosen Pächtern gingen vorüber, bis 1996 das Ehepaar Franz-Georg B. (Spitzname Sony) und Renate B. das Haus erwarben.
Seit jeher trafen sich die Schützen der Kompanie Nette mehr oder weniger regelmäßig in der Gaststätte "Pilling".
Wirt Franz-Georg "Sony" B. selbst ist Mitglied der Kompanie Kelleramt. Als sich die dortigen Züge 3+4 im Jahre 2006 ein neues Kränzebinderlokal suchen mussten, war es naheliegend, die Gastwirtschaft des Schützenbruders zu nutzen, auch wenn diese auf der anderen Lenneseite, in der Nette, und damit außerhalb des eigenen Kompaniegebietes lag.
Eine Berühmtheit eigener Art stellt die gusseiserne Säule in der Mitte des Schankraumes dar, die sogenannte Klettersäule. In früheren Zeiten zeigten die Altenaer daran ihre Stärke und Gewandtheit. Wer diese glatte Säule hinaufklettern, alle vier Ecken des Kapitells küssen und dann oben ein Glas Bier, das ihm gereicht wurde, leeren konnte, brauchte dieses nicht zu bezahlen.
Der Autor konnte dieses Spektakel im November 2018 selbst einmal miterleben und sogar der Wirt staunte, als es nach vielen Jahren endlich einem jungen Blumenfähnrich gelang sich der Aufgabe erfolgreich zu stellen.
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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de
Quellen:
- Stadtarchiv Stadt Altena
- Chronik der Stadt Altena
- Kreisarchiv MK
- www.wikipedia.de
- www.klimpelsjunge.jimdo.com
- www.haus-pilling.de