Mühlendorf

Übersicht

1. Allgemein

2. Heute in Altena

3. Geschichte

3.1. Ein eigenes kleines Zentrum

 

 

zu 1.: Allgemein

Eine Internetrecherche ergab, dass Mühlendorf der Name mehrerer Gemeinden und Ortsteile ist.

Das "Mühlendorf" in Altena ist ein Stadtteil und erhielt seinen Namen von der Gräflichen Kornmühle, die bis 1912 an der Mündung des Nette-Baches in die Lenne stand.

 

 

zu 2.: Heute in Altena

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Neustadt am Iserlohner Berg errichtet und mit zum Mühlendorf gerechnet. Der Begriff "Neustadt" verschwand im Laufe der Jahrzehnte aus dem allgemeinen Sprachgebrauch der Altenaer und stattdessen wird insbesondere dieser Bereich heute als Mühlendorf bezeichnet.

 

Hier finden Sie mehr über die Geschichte der → Neustadt.

 

 

zu 3.: Geschichte

Gerd Klimpel schrieb 2014 auf seiner Homepage www.klimpelsjunge.jimdo.de:

 

"Der Stadtteil Mühlendorf erstreckte sich ursprünglich vom Nalshof bis zum Iserlohner Tor "Am Neuenwege", der heutigen Iserlohner Straße, und von der Nettemündung bis zum "Silbersiepen" (heute: Feuerwache). Durch den Ausbau der Siedlungen am Ende des 19. Jahrhunderts wurde aber auch die lokale Zuordnung innerhalb der Kompanien neu überarbeitet und die westliche Grenze der Kompanie Nette vom Silbersiepen bis zur Kaldewei, an der Einmündung Bachstraße / Iserlohner Straße am Markaner, verschoben.

Dafür wird heute die "Neustadt" am Iserlohner Berg mit zum Mühlendorf gerechnet."

 

zu 3.1.: Ein eigenes kleines Zentrum

Am 01.08.2016 berichete Johannes Bonnekoh im Altenaer Kreisblatt in einer Artikelserie über das Leben im Mühlendorf in den 1950-1970er Jahren:

"AK-Sommerserie "Damals bei Tante Emma" / Im Mühlendorf eine Vielzahl von Angeboten

 

In der Gärtnerei ihres Onkels haben Helmut und Ludger L. Kohlen geschippt und Tontöpfe geschrubbt, um ihr Taschengeld aufzustocken. Wenn sie das so verdiente Geld ausgeben wollten, hatten sie die Qual der Wahl: Im Umkreis von 250 Metern um ihr Elternhaus an der Iserlohner Straße gab es bis in die 1970-er Jahre eine Vielzahl von Geschäften.

 

Eigentlich ist es von diesem Teil des Mühlendorfs nur ein Katzensprung bis in die Innenstadt, die damals ein quicklebendiges Geschäftszentrum war. Trotzdem: Am Haus Iserlohner Straße 41, also dort, wo der (damals noch nicht asphaltierte) Iserlohner Berg die Höhe erreicht hat, begann ein eigenes, kleines Zentrum dieses Stadtteils.

 

Der Schuster Dahmen hatte in diesem Haus seine Werkstatt. An der steilen Stichstraße gegenüber habe es eine Kneipe gegeben, erinnert sich Helmut L. - "man ging gerne ´auf ein Bier zu Hans`". Direkt daneben befand sich die Heißmangel und Wäscherei Lenhoff.

 

Weiter ging es da, wo die Blumen- in die Iserlohner Straße mündet. In dem dortigen Eckhaus war zuletzt ein Friseur ansässig. "Aber vorher war da die Metzgerei Löcker", berichtet Ludger L.

Im Keller verkaufte die Familie Lüling Milch. Dabei handelte es sich um Bauern vom Hegenscheid, die dort auch ein gern besuchtes Ausflugslokal betrieben. In einer kleinen Garage nebenan wurden übrigens Autos - bevorzugt solche der Marke BMW - gewartet.

 

Schräg gegenüber sieht man dem Haus Iserlohner Straße 59 heute noch an, dass es mal Läden beherbergte. Dort war die Metzgerei Schulte ansässig, die eigentlich in der Nette beheimatete Bäckerei Turm betrieb dort eine Filiale. Da ging man sonntags auch mal eine Portion Sahne kaufen: Ein Dreimix zum selber schlagen existierte nur in den wenigsten Haushalten.

 

"Da gab es diese Bonboniere mit Klümpchen, unter anderem mit Goldnüssen" schwärmt Ludger L., wenn er an Elli Gonda zurückdenkt. Sie hatte gegenüber ein Lebensmittelgeschäft. Schreib- und Kurzwaren, Zeitschriften und auch ein paar Bücher gab es in einem Geschäft auf gleicher Höhe der Straße. Dann kam die Gärtnerei von Willi Leweke, der Bierverleger "Opa Hegner" verkaufte schräg gegenüber auch in seinem Privathaus Flaschenbier.

 

Eine Straße tiefer, an der Blumenstraße, gab es gleich zwei Lebensmittelgeschäfte: Schürmann und Renfordt - letzteres war ein recht großer Laden. "Da waren eigentlich immer Leute", erinnert sich Barbara L. und beschreibt damit die Situation in den späten 60-er Jahren. Sie zog damals nach Altena, fast alle erwähnten Geschäfte existierten damals noch. Strategisch günstiger gelegen war ein kleiner Kiosk: Er befand sich an der Jahnstraße direkt neben der Schule.

 

Das nächste "Zentrum" in diesem Bereich war das letzte, das den Bach runterging: Im Konsum am unteren Ende des Hegenscheider Weges gingen erst um 2002 die Lichter aus, etwa 2007 war auch gegenüber in der Gaststätte Kölscher Joe Schluss. An der Hembergstraße fand man eine Heißmangel und das Lebensmittelgeschäft Wickenhöfer. "Und auf dem Weg zum Kindergarten kamen wir am Baustoffhändler Schiffer vorbei", erinnern sich die beiden Brüder an ihre Kindheit. Der Kindergarten befand sich damals in einer Baracke neben dem VDM-Werk. Ein paar Meter weiter, in einem inzwischen für die Betriebserweiterung von Lüling abgerissenen Komplex der Baugesellschaft, befanden sich ein weiterer Konsum und ein Metzger.

 

Meta Panne ist bis heute vielen Altenaern ein Begriff, weil ihr Lokal im Gehegden ein beliebtes Ausflugsziel war. Fast vergessen ist, dass es auch an der Feldstraße eine kleine Kneipe gab. Außerdem hatte dort der Schuster Gilbert seine Werkstatt. Eine Besonderheit des Stadtteils war das der katholischen Kirchengemeinde gehörende Haus Iserlohner Straße 60. Darin gab es eine kleine Kapelle zum Beispiel für Maiandachten und hinter dem Haus sogar eine Glocke. Bis zum Bau der Thomas-Morus-Kirche fanden die regulären Gottesdienste für diesen Teil der Stadt aber dort statt, wo heute Stadwerke-Chef B. sein Büro hat: Die heutige Stadtwerke-Zentrale war unten Jugendheim, oben gab es einen Saal - und in dem wurden eben auch katholische Gottesdienste gefeiert.

Absolut prägend für das Mühlendorf waren aber die Gärtnereien, die von der Lage an den Friedhöfen profitierten. Die Gärtnerei Scholz lag an der Einmündung des Grünen Weges in den Gehegden Weg, an der Iserlohner Straße gab es neben der von Lewekes noch die Gärtnerei Brunscheidt. Last but not least hatte "Tulpe" Schürmann an der Friedhofstraße einen solchen Betrieb.

 

Die 1978 geschlossene Gärtnerei Leweke war die größte. Der Großvater von Helmut und Ludger hatte sich vor dem Ersten Weltkrieg etliche bis dahin als Gartenland genutzte Parzellen gesichert. Er errichtete Gewächshäuser, zog seine Ware aber auch im Freiland groß. "Schnittblumen aus Holland gab es damals noch nicht, alles wurde selbst gezogen." erinnert sich Ludger L. Abgesehen von ein paar Setzlingen für die Gemüsegärten der Altenaer beschäftigte sich die Gärtnerei Leweke ausschließlich mit der Blumenzucht, die Spezialität des Onkels waren Alpenveilchen. Verkauft wurde nicht nur im Mühlendorf: Drei Blumengeschäfte von Leweke gab es in Altena, außerdem wurde der Lüdenscheider Wochenmarkt beschickt - dahin ging es mit einem schwachbrüstigen Einachsschlepper mit Anhänger, der nicht alle Steigungen problemlos schaffte. "Dann musste man absteigen und nebenher laufen."

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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de

 

Quellen:

- Wilhelm Simons; Altena und seine Schützen; 1967

- Stadtarchiv Stadt Altena

- Chronik der Stadt Altena

- Kreisarchiv MK

- Johannes Bonnekoh; Altenaer Kreisblatt; 01.08.2016

- www.klimpelsjunge.jimdo.com

 

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