Lenne und Hochwasser

Übersicht

1. Allgemein

2. Heute in Altena

3. Geschichte

4. Hochwasser

4.1. Allgemein

4.2. Herausragende Überschwemmungen

4.3. Hochwasserdenkmal

5. Biologie und Gewässergute der Lenne

6. Wehre zur Stromerzeugung

 

zu 1.: Allgemein

Die Lenne ist ein Fluss, der im Rothaargebirge bei Winterberg entspringt. Von dort fließt die Lenne über eine Länge von 129,1 km bis sie in Hagen-Bathey in die Ruhr mündet. Dabei führt ihr Weg durch Altena.

 

Ihr wichtigste Zufluss ist die Bigge, die bei Finnentrop in die Lenne mündet.

 

Mit einem durchschnittlichen Abfluss von 30,1 m³/s ist die Lenne der wasserreichster Zufluss der Ruhr.

 

 

zu 2.: Heute in Altena

Ein Schild am Fundament der alten Brücke am Winkelsen weisst darauf hin, ist die Lenne dort bereits 100,5 km lang ist. Ihre wichtigsten Zuflüsse in Altena sind die Rahmede, die Nette und die Brachtenbecke.

Bei Schneeschmelze, Eisgang und Starkregen steigt der Pegel im engen Lennetal bei Altena schnell an. Insbesondere durch den Bau der Biggetalsperre (Fertigstellung 1965) verringerte sich die Hochwassergefahr. Altena ist aber auch heute noch überschwemmungsgefährdet.

Die Umgestaltung der Linscheidstraße (Baubeginn 1977) sowie der Bau der Lenneuferstraße (Fertigstellung 06.08.1980) und der Lindenstraße (Fertigstellung 1982) sorgten dafür, dass "normale" Überschwemmungen keine nennenswerten Schäden mehr in der Innenstadt verursachen. Die Lenne wurde sozusagen von der Stadt ausgesperrt.

Mit dem "Stadtentwicklungskonzept Altena 2015" sollte sich dies ändern und ein Leben am Wasser wieder möglich werden ohne den Hochwasserschutz aufzugeben.

 

2011 wurden die Lenneterrassen eingeweiht und seit 2012 gibt es dort saisonale Gastronomie.

 

Auf der gegenüberliegenden Uferseite ist eine Parkanlage mit Zugang zum Fluss geplant. Das Wasser der Lenne wird im Allgemeinen von Naherholungssuchenden und Sportlern genutzt. Hier findet man Angler, Kanuten und Spaziergänger.

 

 

zu 3.: Geschichte

Altenas Erdgeschichte begann mit dem sogenannten "Devon", der vor 395 Millionen Jahren begann und 50 Millionen Jahre währte. Während des Devon war der heutige Altenaer Raum mitsamt dem Rheinischen Schiefergebirge vom Meer überflutet. Die Erdschichten müssen damals südlich vom Äquator gelegen haben und von warmen Fluten durchströmt worden sein.

Vor etwa 380 bis 225 Millionen Jahren wurde die Erdmasse zusammengestaucht und aufgefaltet und dabei durch verschiedene Einflüsse gen Norden gedrückt.

In der Tertiär, das vor 66 Mio Jahren begann und vor 2,8 Mio Jahren endete, wurde durch den Druck der Alpen schließlich das Rheinische Schiefergebirge und damit der Altenaer Raum geschaffen. Die bereits vorhandenen Flüsse z.B. die Lenne, Rahmede und Nette schnitten sich in der Folgezeit tief in das aufsteigende Gebirge.

Bis zur Besiedlung des Gebietes verging noch viel Zeit...

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Es ist belegt, dass um 800 Eisenerz im heutigen Altenaer Raum gefunden wurden. Waldschmiede hausten mit ihren Familien auf den Höhen und förderten die Erze, verhütteten sie in Rennöfen zu Osemundeisen und schmiedeten es aus um daraus Werkzeuge, Waffen und Draht zu fertigen.

 

Um 1100 wurde Burg Altena errichtet. Es bildete sich eine Siedlung an den umliegenden Fließgewässern.

 

Im Freiheitsbrief von 1367 nennt Graf-Egelbert III. auch eine Brücke, die über den Fluss führte (heute Steinerne Brücke).

 

Aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt die älteste uns bekannte Landkarte auf der Altena eingezeichnet ist. Sie zeigt die Vereinigten Territorien der Herzöge von Kleve. Deutlich tritt das Flussnetz hervor, jedoch ist die Lenne fälschlicherweise als Oberlauf der Ruhr gekennzeichnet.

Das nachweisbar älteste Foto von der Lenne in Altena wurde 1887 von Leonhard Cohen aus Iserlohn aufgenommen. Das Kreisarchiv hat gleich drei Bilder von ihm aus jenem Jahr in der Bilderdatenbank. 

Im Laufe der Jahre wurde die Lenne in Altena mehr und mehr begradigt und überbrückt.

 

1890 wurde folgender Beschluss gefasst: "Das Hochwasser hat leider auch wieder sehr schädigend auf den Zustand vieler Gebäude eingewirkt, weshalb ich für die Folge darauf halten werde, dass Neubauten tunlichst nur noch hochwasserfrei mit dem Fußboden des Erdgeschosses errichtet werden."

 

Mit dem Bau des Bahndamms änderte sich ab 1891 auch der Verlauf des Hochwasser. Der Überschwemmungsbereich am linken Lenneufer fehlte nun und das Wasser breitete sich am rechten Lenneufer stärker aus. Dabei überschwemmte es die dortige Bebauung stärker als zuvor.

 

1895 wurde daher eine Schutzmauer gegen Hochwasser an der Lindenstraße gebaut.

 

1932/1933 wurde die Kläranlage am Pragpaul eingedeicht.

 

Am 01.10.1963 wurde ein automatisch arbeitendes Wasserstand-Ansagegerät am Pegelhäuschen Lindenstraße installiert.

 

1970 gab es Überlegungen, den Hünengraben am Fuße des Lattenbergs (Tiergarten) zu durchbrechen und das Wasser der Lenne dort hindurch fließen zu lassen. Der Durchbruch hätte also etwa zwischen der heutigen Linscheidbrücke und Pragpaulbrücke erfolgen müssen.

Das Lennebett am Hünengraben, das sich dort wie eine Schleife um den Berg legt, wäre dann trockengelegt und auf der Fläche hätte sich Industrie ansiedeln können. Die Pläne wurden verworfen.

 

Mit dem steigenden Individualverkehr mussten neue Verkehrskonzepte für das enge Lennetal gefunden werden. 

Die größte bauliche Veränderung der Lenne in Altena wurde daher von 1977 bis 1980 umgesetzt. Dabei wurde das Lennebett zu den Bahnschienen hin verlagert. Also dort, wo zuvor der Langen Kamp und die Lennewiese am linken Flußufer waren, wurde nun das Flussbett angelegt.

Im Gegenzug entstand am rechten Lenneufer, an der Lennestraße, neues Land um dort den neuen Langen Kamp und die Lenneuferstraße mit Parkplätzen anzulegen.

Linscheidstraße (Baubeginn 1977), Langen Kamp (Fertigstellung 1979), Lenneuferstraße (Fertigstellung 06.08.1980) und der Lindenstraße (Fertigstellung 1982) wurden dabei so gebaut, dass sie die Innenstadt vor einer Überflutung schützen.

Seit 2001 wird das Lenneufer durch die Drahtbaumallee und im Sommer durch die Geranienkästen verschönert.

Im Juli 2002 konnte das Regenrückhaltebecken in der Nette bei Pleuger fertiggestellt werden.

In den Jahren 2009 und 2010 wurde ein Teil der Lenneuferstraße zur Lennepromenade umgestaltet. 2011 wurde das Flussbett erneut leicht verändert um die Lenneterrassen zu bauen.

 

 

zu 4.: Hochwasser

zu 4.1.: Allgemein

Für den Begriff Hochwasser kann man mehrere Begriffserklärungen ansetzen.

 

Bei Flüssen wird der Begriff Hochwasser genutzt, wenn der Wasserstand für längere Zeit, als meist mehrere Tage, den normalen Pegel deutlich übersteigt.

 

Meistens gibt es eine jahreszeitliche Häufung, z.B. bei Schneeschmelze oder nach sommerlichen Starkregen. Starkes Hochwasser führt zu Überschwemmungen.

 

 

zu 4.2.: Herausragende Überschwemmungen

Aus den Aufzeichnungen des Stadtarchivs über die Hochwasserereignisse aus dem Jahre 1643 bis 2020 geht hervor, dass die Lenne häufig aus dem Flussbett trat und es zu Überschwemmungen kam.

 

In diesen 377 Jahren wurden dort insgesamt 42 Überflutungen der Lenne vermerkt, davon vier Mal mit Eisgang (1789-1891). Sicherlich fanden aber nicht alle kleineren Überflutung im Archiv Erwähnung.

 

Festzustellen ist, dass von diesen 42 Überflutungen nur 14 vor dem Bau des Bahndamms erwähnt werden.

Mit dem Bau der Gleisanlage wurde das Überschwemmungsgebiet im engen Lennetal stark verkleinert, das Hochwasser verlagerte sich daher von der linken (Langen Kamp, Lennewiese) auf die rechte Uferseite (Lindenstraße, Freiheit, Lennestraße, Linscheid).

 

Eisgang war besonders kritisch, da die schweren Eisschollen häufig die, im Flussbett stehenden, Brückenpfeiler beschädigten. Außerdem konnten die schwimmenden Eisschollen bei hohem Wasserstand an den niedrigen Brücke hängen bleiben, sich auftürmen und so die Wassermassen aufstauen. Dabei kam es in kürzester Zeit zu Überschwemmungen.

1. Hochwasser: 1643

 

2. Hochwasser: 25.01.1682 - Steinerne Brücke zerstört ;

Es war das schlimmste Hochwasser seit 1643

 

3. Hochwasser: 1689; zerstört die Steinerne Brücke erneut

 

4. Hochwasser: 1780

 

1. Eisgang: 1789; Zerstörung der Salatbrücke

 

5. Hochwasser: 08.04.1808

 

2. Eisgang: 1828; Zerstörung der Salatbrücke

 

6. Hochwasser: 14.11.1844; Wasserstand fast wie 1808;

Schaden: 3000-4000 Reichstaler

 

7. Hochwasser: 1867

 

8. Hochwasser: 27./28.12.1968; nach anhaltendem Regen

 

9. Hochwasser: 1870

"Am 19. und 20. d[ieses] M[onats] war die Lenne mit den Nebenbächen ungewöhnlich aus den Ufern getreten, so dass die Häuser im Mühlendorf, auf dem Kampe, in der Balz, und auf dem Sande zum Teil im Wasser standen. Auch an den Grundstücken und Wegen ist stellenweise viel fortgerissen. Der plötzlich eintretende Frost machte dem Hochwasser zwar ein schnelles Ende, verhinderte aber, dass sich das Wasser überall aber wieder verlaufen konnte."

 

10. Hochwasser: 1878

"Das verflossene Quartal ist von heftigen anhaltenden Regengüssen begleitet gewesen, so dass sich mehrmals Hochwasser eingestellt, und die Lenne viermal, darunter zweimal ganz ungewöhnlich, aus ihrem Bette ausgetreten ist, wodurch die hiesige Stadt an verschiedenen Stellen unter Wasser gestellt wurde."

 

11. Hochwasser und

3. Eisgang: 21.12.1880 

"welches nach dem ungewöhnlichen Eisgange zu Anfang Januar 1880 den niedriger gelegenen Stadtteil heimsuchte."

 

12. Hochwasser: 1882:

"...Von Mitte bis 20. v[origen] M[onats] hat es fast ununterbrochen geregnet und zwar in den letzten Tagen derartig, dass die Lenne vom 21. – 25. ej[us] m[ensis] Straßenteile in allen drei Stadtteilen, besonders im Stadtteil Mühlendorf, unter Wasser setzte und sogar das Amtsgerichtsgebäude einige Tage für das Publikum nicht zugänglich war. Das Hochwasser hat vielen Schaden verursacht …"

 

13. Hochwasser: 10.03.1888

14. Hochwasser: 24.-25.11.1890

Ergiebige Regenfälle führten vom 23. – 25. November 1890 zum zweitenhöchsten Lenne-Hochwasser, das in Altena je aufgezeichnet wurde. Es folgten zwei Monate Frost. Die Lenne war mit einer ¾ m dicken Eisschicht bedeckt. Die anschließende Eismelze führte erneut zu Hochwasser.

 

15. Hochwasser und

4. Eisgang; 23. / 24.01.1891:

"Im Januar 1891 ist die Lenne vollständig zugefroren; Am 24.01.1891 Zerstörung der hölzernen Lennebrücke und große Schäden am Hotel Quitmann durch Aufbruch und Abgang von Eis."

 

"Heftiges Regen- und Tauwetter. Verlagerung des Hochwassers vom linken auf das rechte Lenneufer wegen Einengung des Flussbettes durch Anlage des Eisenbahndamms."

 

"Frost und Hochwasser haben in diesem Winter enormen Schaden an öffentlichen und Privatbauwerken angerichtet, es ist die kleine Lennefußbrücke [Salatbrücke] zum Teil fortgerissen – dieselbe ist jedoch inzwischen provisorisch wieder hergestellt, die Netter Brücke unterhalb der Netter Schule ist teilweise eingestürzt und mussten ferner, um dem Hochwasser Abfluss zu verschaffen, die Brücke über die Nette in der Kaldewey, desgl[eichen] der Feidelberg’sche Stall daselbst fortgerissen werden, an beiden Stellen haben Notbrücken errichtet werden müssen. …"

Offenbar wurde auch die Brücke an der Gaststätte "Zum Kronenprinzen von Preußen" in der Rahmede zerstört, denn 1894 wurde dort nach einem Hochwasserschaden eine neue Brücke errichtet.

 

 

Im Februar 1895 war die Lenne auf größerer Strecke zugefroren. Offenbar kam es aber zu keinen nennenswerten Schäden.

 

16. Hochwasser; 09.03.1896

 

17. Hochwasser; 29.07.1898

"Am schlimmsten wurde der Stadttheil Nette betroffen, dessen Straßen an verschiedenen Stellen überschwemmt wurden und zwar zum zweiten Male innerhalb sehr kurzer Zeit, weil das Bachbett der Nette die in dem engen Thal plötzlich zusammen strömenden Wassermengen nicht zu fassen vermochte."

 

18. Hochwasser: 09.12.1901

"Nach anhaltendem Regen am 7. und 8. Dezember erreichte die Lenne am 9. Dezember einen Hochwasserstand, wie ein solcher seit 11 Jahren nicht mehr eingetreten war."

 

19. Hochwasser: 05.02.1909

"Das Wasser stieg um 4 m" Am 05.02.1909 kam es zum sechshöchsten Lenne-Hochwasser, das in Altena je aufgezeichnet wurde.

 

20. Hochwasser: 16.01.1918

Am 16.01.1918 kam es zum vierthöchsten Lenne-Hochwasser, das in Altena je aufgezeichnet wurde.

 

21. Hochwasser: 30. / 31.12.1925

Am 30. / 31.12.1925 kam es zum dritthöchsten Lenne-Hochwasser, das in Altena je aufgezeichnet wurde.

 

22. Hochwasser: 10.04.1935

 

23. Hochwasser: 20.11.1939

 

24. Hochwasser: 04.11.1940

Am 04.11.1940 stieg das Hochwasser, wie bereits 1890, auf 4,32m an und war damit auch das zweithöchsten Lenne-Hochwasser, das in Altena je aufgezeichnet wurde.

 

25. Hochwasser: 08. / 09.02.1946

Am 09.02.1946 kam es zum höchsten Lenne-Hochwasser, das in Altena je aufgezeichnet wurde. Am 08.02.1946 wurde ein Pegelstand von 4,44m gemessen.

 

26. Hochwasser: 04. / 05.12.1960

Am 04. / 05.12.1960 kam es zum fünfthöchsten Lenne-Hochwasser, das in Altena je aufgezeichnet wurde. "Der Pegel blieb unter dem Stand von 1946."

 

27. Hochwasser: 02.12.1961

 

19.07.1966 Hochwasser im Rahmedetal. An der Firma Johann Moritz Rump war der Bach überbaut. Der Durchfluss war verstopft, so dass sich das Wasser staute und die Fahrbahn überflutete.

 

28. Hochwasser: 22. / 23.02.1970; Pegelstand 3,47m

 

29. Hochwasser: 07.02.1980 Jahrhunderthochwasser; unbek. Pegelstand

 

30. Hochwasser: 21.07.1980

 

31. Hochwasser: 11.03.1981

 

32. Hochwasser: 20.01.1986

 

33. Hochwasser: 02.01.1987

 

34. Hochwasser: 11.01.1993

 

35. Hochwasser: 22. / 23.01.1993

 

36. Hochwasser: 23.01.1995

 

37. Hochwasser: 28.10.1998; Höchststand 4,1 m

 

38. Hochwasser: 27.01.2002

 

39. Hochwasser: 01. / 02.12.2015

Die Firma Wagner am Hünengraben wurde überflutet.

 

40. Hochwasser: 03.01.2018

 

41. Hochwasser: 23.02.2020

Außerdem Erdrutsch am Hügelweg

 

42. Hochwasser: 10.03.2020

 

 

zu 4.3.: Hochwasserdenkmal

Am 13.06.1992 wurde das Hochwasserdenkmal in Altena eingeweiht. Er steht auf dem Platz neben dem Haus Lennestraße 40, schräg gegenüber vom Burgaufzug.

 

Ein Bielefelder Institut erstellt eine handgemalte und -beschriftete Informationstafel in Form einer drei Meter langen Pegellatte. Links und rechts sind die Hochwasserstände zwischen 1890 und 1946 notiert. Eine weitere Marke mit dem Hochwasser von 1960 wurde später noch ergänzt.

 

Vermerkt sind die Pegelstände von:

 

- 1946

- 1925 und 1890

- 1918

- 1960

- 1909

 

Darüber hinaus findet man auch an einigen Hausfassaden noch Schilder, die darauf hinweisen, wie hoch das Wasser bei bestimmten Überflutungen stand.

 

 

zu 5.: Biologie und Gewässergüte der Lenne

J. Michael Fey schrieb 1988 in seinem Bericht über Biologie und Gewässergüte der Lenne: "Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Lenne für ihren Fischreichtum weit bekannt. Schon im Mittelalter ließen sich viele Menschen - angezogen von der üppigen Fischwelt der Lenne - als Fischer an den Lenneufern nieder und kamen so zu Wohlstand und Ehren. (...) Noch 1892 wurden bei einem einzigen Fischzug in der Lenne über 50 Zentner Elritzen gefangen. (...)"

 

Als der Mensch begann die Wasserkraft als Antriebskraft für die aufblühende Drahtindustrie zu nutzen, wurden die Fische in ihrem Lebensraum gestört. Man begann Wasser künstlich durch Wehre aufzustauen, was insbesondere den Wanderfischen (z.B. Lachse und Aale) das Leben in der Lenne schwer machte.

 

Der Zoologe Prof. Dr. E. Landois stellte am Ende des 19. Jahrhunderts fest, dass mindestens 16 Fischarten in der Lenne zwischen Altena und Werdohl lebten. Auf Grund des hohen Fischreichtums darf man auch von einer ebenfalls vielfältigen Kleintierlebewelt ausgehen, die den Fischen als Nahrung dienten.

 

Weiter schreibt Fey: "Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts änderten sich die Zustände in der Lenne schlagartig. Die einsetzende starke Industrialisierung im gesamten Lennetal führte zu einer enormen Belastung der Lenne mit Industrieabwässern (Beizen u.a.)."

Die Lenne entwickelte sich von einem blühenden Fischgewässer zu einer fließenden Brühe, in der es zwischen Altenhundem und der Mündung in die Ruhr nahezu kein organisches Leben mehr gab.

Der Zustand der Lenne änderte sich glücklicherweise um 1965 grundlegend. Die neuerbaute Biggetalsperre führte laufend größere Frischwassermengen nach und die Kläranlagen wirkten sich positiv auf das chemische Gesamtbild der  Lenne aus.

Darüber hinaus bildete sich 1967 der Industrieabwasserverband Altena (IAV). Nun wurden Industrieabwässer nicht mehr in den Bächen entsorgt, sondern mit einem Tankfahrzeug abgeholt und in der IAV-Regenerationsanlage aufbereitet.

 

Ab 1966 bildete sich oberhalb von Werdohl wieder ein Fischbestand in der Lenne, der vermutlich aus dem Oberlauf und den Seitengewässern zuwanderte. Von den ursprünglich 16 Fischarten kamen 1988 wieder 9 Arten in der Lenne vor. Außerdem konnten seitdem wieder zahlreiche Insekten, Flusskrebse, Wasservögel und Fischotter an der Lenne beobachtet werden.

Laut Wikipedia wird dieGewässergüte (Wasserquailtät) der Lenne heute auf weiten Strecken mit "kritisch belastet" (Güteklasse II-III), in Teilbereichen auch mit "stark verschmutzt" (Güteklasse III) angegeben.

Die Gewässerstrukturgüte (Naturnähe des Flussbettes) wird bei Altena überwiegend als "stark bis vollständig verändert" (Güteklassen 5 bis 7) angegeben.

Dennoch: An warmen Sommertagen bietet sich das kühle Nass der Lenne inzwischen hervorragend für ein Fußbad oder etwas Plantschen an!

 

 

zu 6.: Stromerzeugung an der Lenne

zu 5.1.: Kraftwerk Elverlingsen

Das Kraftwerk Elverlingsen steht an der Grenze zu Altena auf Werdohler Stadtgebiet. Es nahm seinen Betrieb im Jahr 1912 auf. Zu dem Steinkohlekraftwerk gehört ein Kühlturm, der sein Wasser aus einem Obergraben der Lenne bezieht und es nach dem Kühlvorgang auch wieder in die Lenne leitet.

Das Kraftwerk wurde zwischen 2014 und 2018 nach und nach weitgehend stillgelegt. Seit 2018 ist es Standort eines Batterie-Speicherkraftwerks.

 

 

zu 5.2.: Das Wehr am Schwarzenstein

Das Lennewehr am Schwarzenstein dient ebenfalls zur Stromerzeugung. Es wurde um 1912 durch die Firma Selve errichtet und 2012 komplett erneuert.

Seitdem wird das Wasser durch einen aufblasbaren Gummiwulst aufgestaut. Bei Hochwasser wird die Luft abgelassen und das Wehr stellt dann kein großes Hindernis mehr im Fluss dar.

Über das Wehr freut sich auch der Altenaer Canuverein e.V. (ACV). Die Kanuten nutzen das aufgestaute Wasser für ihren Sport.

 

zu 5.3.: Das Wagner-Wehr

Das Wehr wurde urspünglich durch die Firma Rumpe am Hünengraben errichtet.

Auf einer historischen Karte der Fabrikanlage Rumpe, die vermutlich um 1820 angefertigt wurde, sind zwar die Lenneinseln eingezeichnet, nicht aber das Wehr.

 

1894 erwarb Gustav Selve die königliche Schauermühle am Hünengraben von Joh. Kasper Rumpe. In Aufzeichnungen des Stadtarchivs ist nachzulesen, dass die Firma Basse & Selve im gleichen Jahr auch die Anlage eines Nadelwehrs plante. Es sollte auf dem früheren Rumpe'schen Wehr aufgebaut werden. Die früher Rumpe'sche Insel in der Lenne sollte beseitigt werden.

Weiter wurde am 20.12.1897 berichtet, dass der Firma Basse & Selve das Nadelwehr am Linscheid vom Kreisausschuss genehmigt wurde und es inszwischen fertig gestellt sei. Auch ein probeweises Aufstellen des Wehres bei bereits erfolgt.

Das Wehr durfte zum damaligen Zeitpunkt jedoch noch nicht in Betrieb gesetzt werden, weil die meisten Hauptbedingungen nocht nicht erfüllt waren. Dazu gehörte die Beseitigung der Insel und der ebenen Wehre, die Regulierung der Lenne längs dem Staatsbahnhof und die Herstellung eines Umflutgrabens.

Das Wehr wurde im September 2020 im Auftrag der Bezirksregierung abgebrochen. Thomas Bender nahm dies am 09.09.2020 zum Anlass einen Artikel im Altenaer Kreisblatt zu veröffentlichen, darin schreibt er, dass das Wehr mit VDM nichts zu tun hatte. Das am Wehr aufgestaute Wasser wurde in einen Stollen geleitet, der heute noch existiert. Dieser beginnt oberhalb des Wehres am linken Lenneufer und führt zum alten Werk Hünengraben von Basse & Selve an der Hermann-Voß-Straße gegenüber der Sauerlandhalle, das 1894 eröffnet wurde.

Diese Fabrik war mit hoher Wahrscheinlichkeit die erste in ganz Altena, in der mit einer Turbine Strom erzeugt wurde. Ein öffentliches Stromnetz gab es damals noch nicht.

Weiter schreibt Bender: "Das kleine Kraftwerk an der Lenne sollte Anfang des 19. Jahrhunderts für gehörigen Ärger sorgen. Der technikbegeisterte und schwerreiche Unternehmer Gustav Selve wollte den Strom nämlich nicht nur dazu nutzen, die Maschinen seiner Firma anzutreiben. Er plante auch die Elektrifizierung seiner Villa "Alpenburg" an der Lüdenscheider Straße und ließ sie dazu mit einer Freileitung mit dem Generator am Hünengraben verbinden. Für diese Leitung hatte er eine Genehmigung der Stadt eingeholt, die allerdings zurückgezogen wurde, nachdem sich mehrere Bürger über die mit der Leitung einhergehende "Verschandelung" des Stadtbildes beschwert hatten.

Dieser Vorfall war wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Selve, der unter anderem wegen seines sozialen Engagements für seine Mitarbeiter im Bürgertum immer wieder angeeckt war, zog aus Altena fort. Das war im jahre 1896 und bedeutete für die Stadt einen herben finanziellen Verlust."

 

Zuletzt gehörte das Wehr dem verstorbenen Unternehmer Chafik Itani, der die Turbinde gerne wieder hergerichetet hätte. Die Genehmigung dazu wurde ihm jedoch versagt, da inzwischen die Wasserrechte verfallen waren.

 

zu 5.4.: Das Wehr der Einsaler Walzwerke

Die Einsaler Walzwerke liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde.

 

Die Firma erzeugt ebenfalls Strom aus Wasserkraft. Der dazu erforderliche Obergraben und die Wehranlage in der Lenne befinden sich zwischen dem Pragpaul und dem Knerling.

 

Dem Autor ist nicht bekannt wann das Wehr errichtet wurde.

Im September 2017 wurde es umfangreich saniert.

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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de

 

Quellen:

- www.wikipedia.de

- www.iav-altena.de

- J. Michael Fey; Altena - Biologie und Gewässergüte der Lenne; 1988

- Thomas Bender; Altenaer Kreisblatt; 09.09.2020

- Stadtarchiv Stadt Altena

- Chronik der Stadt Altena

- Kreisarchiv MK

 

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