1. Allgemein
1.1. Die Anfänge christlichen Lebens in Altena
2. Die katholische Kirchengemeinde St. Matthäus
3. Die evangelische Kirchen in Altena
3.1. Evangelische Kirchengemeinde
3.2. Lutherische Gemeinde
3.3. Reformierte Gemeinde
3.3. Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde
4. Andere Glaubensgemeinschaften in Altena
4.1. Neuapostolische Gemeinde in Altena
4.2. Zeugen Jehova in Altena
4.3. DITIB in Altena - Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion
4.4. Koptisch-Orthodoxe Kirche in Altena
4.5. Serbisch-Orthodoxe Kirchengemeinde in Altena
4.6. Judentum in Altena
5. Alte Sakralbauten
5.1. Das Netter Dömchen
5.2. Die Kapelle auf Burg Altena
Eine Organisationsform von Religionen wird ursprünglich als Kirche bezeichnet.
Dieser Lexikoneintrag beschäftigt sich mit Religionsgruppen in Altena, deren Geschichte, Häuser und Spuren im Stadtbild.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Gerd Klimpel schreibt auf seiner Internetseite:
"Bis zum Anfang des 8. Jhts. ist die von dem angelsächsischen Missionar Suidbert begonnene Einführung des Christentums im später märkischen Gebiet vollendet."
Vermutlich gab es bereits zur Gründungszeit der Burg Altena eine Kapelle auf der Spitze des Klusenberges. Nach einer Legende lebte der Heilige Einhard an dieser Kapelle.
Bis zum Bau einer eigenen Pfarrkirche gehörte Altena zur Bauernkirche in Iserlohn.
Die älteste katholische Pfarrkirche in Altena war die um 1310-1318 (offiziell 1315) errichtete Kirche an der heutigen Kirchstraße. Sie war der heiligen Katharina von Alexandrien geweiht. Um die Kirche herum war, wie früher üblich, der Kirchhof (Friedhof). 1318 fand der erste Pfarrer von Altena, Johannes, Erwähnung.
Als Graf Engelbert III. von der Mark 1353 eine Pilgerfahrt nach Palästina zum Grab der heiligen Katharina von Alexandrien, ohne die päpstliche Erlaubnis, unternahm, fiel er unter den Kirchenbann, von dem er sich mit Geld loskauft.
1386 stiftete er eine Kapelle am Kettelsberg und bedachte sie großzügig mit Einkünften und einigen Besitzungen zur Bekleidung von 15 Armen. Die Kapelle war der heiligen Margarete und Barbara geweiht.
Die "Klause" gab dem Berg später den Namen Klusenberg.
Die Ruine der Kapelle wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mit Fensterbögen wieder aufgebaut, verfiel jedoch erneut und wurde 2012 vom Verein "Wir für Altena" in der jetzigen Form restauriert.
1467 starb Pfarrer Bose. Sein Nachfolger an der Marienkirche wurde Johannes Siebusch.
1481 wurde erneut eine Marienkapelle vor Burg Altena erwähnt.
Im gleichen Jahr überfiel Erzbischof Hermann von Köln die Ämter Altena und Schwarzenberg. Aus der Freiheit Altena wurde u.a. der Pastor Johann Siebusch überfallen und beraubt. Der Pastor wird von Coirt Hoetecken gefangen genommen, geschlagen und als Geisel nach Meschede gebracht. Er konnte jedoch fliehen.
Ab 1535 begann die Reformation an der Pfarrkirche. Dies war ein Prozess, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte.
Der bisherige Priester der Kapelle auf dem Kettelsberg, Jacobus Cloß, wurde 1575 zum Sekretär von Herzog Wilhelm ernannt. Sein Nachfolger wurde der Priester Hermann Cloick aus der Kölner Diözese.
Am 11.08.1579 wurde die Kirche zu Altena durch eine Feuersbrunst stark beschädigt, sogar die Glocken schmolzen. Darüber hinaus waren Rathaus, Schule sowie 200 Häuser in Freiheit und Mühlendorf zerstört. 1580 wurde die Kirche wieder aufgebaut.
Spätestens ab 1584 gab es in Altena für exakt 200 Jahre keine katholische Kirchengemeinde mehr.
Der Religionsstreit in Altena war aber noch nicht beendet, denn der Gegensatz zwischen Lutheranern und Calvinisten führte in Altena von 1612 bis 1624 zu einem erbittertem Streit um die Auslegung des Abendmahles, sowie um die Stadtkirche und die dazugehörigen Einnahmen. Die alte Katharinenkirche wurde 1624 endgültig lutherisch.
1696 fertigte Abraham Begeyn eine detailreiche Zeichnung der Freiheit Altena an. Dabei zeichnete er auch die nun lutherische Kirche ein. Es handelt sich wohl um das älteste Abbild der Kirche. Mit zunehmender Bevölkerung wurde die Kirche zu klein. Sie wurde schließlich abgebrochen, um 1738 an gleicher Stelle eine größere zu bauen. (siehe 3.).
Seit 1584 hatte es in Altena keine mehr Katholiken gegeben... Vorgeschichte siehe 1.1.
Als im Jahre 1784 Aachener Nadelarbeiter für die „stählerne Nähnadel-Fabrique“ nach Altena kommen sollten, forderten diese, dass ihren religiösen Bedürfnissen entsprochen werden müsse. Die Teilhaber der Nähnadelfabrik richteten den Antrag, die Anstellung eines katholischen Geistlichen zu genehmigen, auch an König Friedrich II. von Preußen (Der alte Fritz). Der König kam dem Antrag 1785 unter einigen Bedingungen nach.
1817 kam Pastor Zappenfeld nach Altena. Er arrangierte sich mit den Altenaern und festigte die Gemeinde. Unter anderem setzte er sich für die Gründung einer katholischen Schule ein, deren ältestes Zeugnis Versäumnislisten aus dem Schuljahr 1829/1830 sind.
Da die Kirchengemeinde von 1784 bis 1847 unaufhaltsam wuchs, wurde die Errichtung eines Gotteshauses notwendig. Ein Grundstück innerhalb der Stadt konnte die Gemeinde nicht erwerben, so dass ein Platz außerhalb der Bebauung gefunden werden musste. Fündig wurde die Katholiken „Auf dem Sande", dort wo auch die jetzige Pfarrkirche St. Matthäus steht.
Diese erste katholische Kirche nach der Reformation wurde am 28.10.1847 konsekriert.
Zum Pfarrbezirk gehörten damals auch Werdohl, Nachrodt, Dahle und Evingsen. Lüdenscheid war schon seit 1844 selbstständig.
Der Bau der ersten Pfarrkirche festigte die Gemeinde und setzte neue Aktivitäten frei.
1864 entstand das Pfarrhaus, Lindenstraße 41. In dem Haus sind heute noch eine Wohnung und das Pfarrbüro untergebracht.
1865 gelang es, ein eigenes Schulgebäude im ehemaligen Pastoratsgarten an der Bornstraße zu bauen.
1867 kam Pfarrer Josef Cramer nach Altena und prägte die Gemeinde in den folgenden 40 Jahren deutlich.
1868 übernahmen Franziskanerinnen aus Salzkotten die Krankenpflege in der Gemeinde und der Stadt. Dazu kaufte Pfarrer Cramer ein Grundstück an der heutigen Bornstraße und beauftragte die Fa. Berkenhoff 1878 dort das erste katholische Krankenhaus in Altena zu errichten. Das Haus nahm 1881 seinen Betrieb auf.
Zusammen mit dem Johanniter-Krankenhaus auf der Burg (1856-1907) bzw. in der Freiheitstraße (1909-1986) gab es nun zwei Krankenhäuser in Altena.
Von 1884 bis 2003 übernahmen Vinzentinerinnen aus Paderborn das Krankenhaus und benannten es in St. Vinzenz Hospital um.
Die katholische Kirchengemeinde wuchs stark an. Ein Grund dafür waren die Eisenbahnarbeiter, die aus katholischen Gebieten zum Bau der Ruhr-Sieg-Strecke angeworben wurden. 1885 gründete sich der "Gesellenverein", heute Kolpingfamilie, und 1888 der Mütterverein, heute "Frauengemeinschaft".
Die Notwendigkeit zur Errichtung einer größeren Kirche zeichnete sich deutlich ab. 1895 wurde die alte Kirche komplett abgebrochen.
Zwischen 1896 und 1899 wurde die neue, größere Kirche an gleicher Stelle errichtet.
Sie steht auf Pfeilern aus Eichenholz, die acht Meter tief in den Lennesand gerammt wurden, ehe der Hochbau 1896 begann.
Auf dem Grundstein steht geschrieben: Hic lapis primarius positus est a parocho J. Cramer die 29. Juni 1896 (Dieser Grundstein wurde von Pfarrer J. Cramer gelegt am 28. Juni 1896). Die gedrungene Hallenkirche mit fünf Jochen ist im neugotischen Stil erbaut und schließt mit einem 5/8-Chor. Errichtet wurde sie unter der Bauleitung von Johannes Franziskus Klomp. Ihre Bruchsteinmauern sind aus Grauwacke mit Zierformen aus Tuffstein. Dem Gebäude ist ein Dachreiter aufgesetzt und an der Westseite des Gebäudes steht ein Turmstumpft mit dem Eingangsportal. Die Seitenschiffjoche wurden mit abgewalmten Querdächern gedeckt. Der weite Innenraum der Kirche ist durch den Wechsel von Klinkern und Putz gegliedert. Die Bauzeichnung für die Chorfenster entwarf von de Leeuw, die Umsetzung erfolgte durch Wilhelm Derix.
Bereits am 19. September 1897 wurde der erste Teil der neuen Kirche geweiht, am 29. September 1899 dann der gesamte Neubau der St. Matthäuskirche konsekriert.
Im Jahre 1904 erhielt die Kirche einen Marienaltar, dessen Mittelpunkt das von Prof. Carl Müller geschaffene Madonnenbild ist.
Bereits 1905 fertigte der Bildhauer Bücker aus Rheda den Matthäusaltar und 1912 den kunstvoll geschnitzten Hochaltar.
Während des Ersten Weltkrieges wurden die 1896 erworbene Glocke und die Orgelpfeifen für Kriegszwecke beschlagnahmt. 86 Männer der Gemeinde fielen an der Front oder starben in Kriegsgefangenschaft.
Zwischen den beiden Weltkriegen konnte sich die Pfarrgemeinde weiter auf- und ausbauen. 1923 bildete sich der Katholische Arbeiterverein (heute KAB).
1926 erhielt die Kirche eine neue Orgel und im gleichen Jahr wurde der Grundstein für einen Erweiterungsbau des St.-Vinzenz-Krankenhauses gelegt.
Während der schweren Zeit des Nationalsozialismus kam Pfarrer Meinolf Schmidt 1935 nach Altena. Ziemlich zu Beginn seiner Amtszeit musste er erleben, dass die katholische Schule an der Bornstraße aufgelöst wurde. Die Kirchenglocken, erst 1939 erworben, mussten 1942 abgegeben werden und die Gemeindebibliothek wurde aufgelöst. Die gesamte kirchliche und seelsorgerische Arbeit wurde staatlich überwacht, um das kirchliche Leben zu behindern.
Am 15.04.1945 wurde Altena von US-Truppen besetzt. Noch am frühen Morgen des Tages sprengten deutsche Soldaten u.a. die Steinerne Brücke, um den Vormarsch der amerikanischen Armee aufzuhalten. Dabei wurden auch die Kirche, das Pfarrhaus und das Krankenhaus beschädigt.
An der Steinernen Brücke verhinderten u.a. Pfarrer Meinolf Schmidt und der Unternehmer Fritz Berg durch Verhandlungen die weitere Zerstörung der Stadt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele, meist katholische Flüchtlinge aus den Ostgebieten nach Altena.
Ein weiteres Bevölkerungswachstum bescherte die Wirtschaftswunderzeit. Für die Zugezogenen wurde unter anderem am Breitenhagen, aber auch am Knerling, am Pragpaul und im Mühlendorf Wohnraum geschaffen.
Mit der Gesamtbevölkerung wuchs also auch die katholische Gemeinde weiter an. Gerade die Vertriebenen gestalteten das Leben der Pfarrgemeinde in den nächsten Jahrzehnten wesentlich mit. Für die Gemeindemitglieder in den entlegenen Stadtteilen war die Entfernung zur Pfarrkirche St. Matthäus jedoch eine große Belastung.
Am zweiten Ostertag des Jahres 1947 wurde für die Gemeindemitglieder des Stadtbezirks Knerling/Tiergarten zum ersten Mal eine Messe in ihrem Stadtteil gefeiert. Der Inhaber der Gaststätte "Am Papenberg" (Scheffe Josef Winkens) stellte den Katholiken einen Raum zur Verfügung, den die Gläubigen bis 1949 nutzten.
Eine Entwicklung, die Folgen für die Zukunft haben sollte:
Im Sommer 1949 kaufte die Gemeinde eine Baracke, die am Tiergarten als Notkirche eingerichtet wurde.
Es entstand eine Tochtergemeinde an der Graf-Eberhard-Straße.
Für die St. Matthäus Kirche konnte 1949 ein vierstimmiges Bronzegeläut gekauft werden. Es wurde von Petit & Edelbrock Gescher gegossen und erklingt in der
Tonfolge d'-f'-g'-b'.
Auch im Mühlendorf wurde die katholische Gemeinde aktiv. Am ersten Adventssonntag 1953 erhielt der Bezirk Mühlendorf eine eigene Notkirche.
Im städtischen Jugendheim an der Linscheidstraße (heute Stadtwerke) wurde der sonntägliche Gottesdienst gefeiert. Hier lag die Keimzelle der späteren St. Thomas Morus-Gemeinde.
Ab dem 01.01.1958 gehörte Altena zum neugegründeten Bistum Essen.
1961 richtete der Caritasverband seine Geschäftsstelle im Haus Lindenstraße 45, ehem. Winter´sche Villa, ein.
Pfarrer Schmidt, inzwischen Geistlicher Rat, verzichtete 1964 auf sein Amt.
Sein Nachfolger Pfarrer Wilhelm Bolte verfolgte die Ausbaupläne der Gemeinde weiter.
Am Krankenhaus konnte 1965 das neue Schwesternwohnheim feierlich eingeweiht werden.
Im gleichen Jahr hatte die Gemeinde bereits so viele Kirchenbauspenden gesammelt, dass die geforderte Eigenleistung vorhanden war, um eine richtige Kirche am Tiergarten zu errichten.
Am 23. Mai 1966 wurde die "Waldkapelle am Tiergarten" abgerissen.
An ihrer Stelle wurde die neue Kirche "Vom Frieden Christi" nach einem Entwurf des bekannten Kölner Architekten Hans Schilling erbaut.
Die Messen wurden solange in der benachbarten evangelischen Melanchthon-Kirche (siehe 3.1) gefeiert. Am 14. Juli 1968 konnte in der neuen Kirche "Vom Frieden Christi" der erste Gottesdienst gefeiert werden und am 26. Oktober 1968 wurde sie von Bischof Dr. Franz Hengsbach aus Essen konsekriert.
Nur vier Monate zuvor, am 25. Mai 1968, wurde auf der anderen Seite der Lenne der Grundstein für die dritte katholische Kirche in Altena gelegt. St. Thomas Morus wurde 1971 eingeweiht.
Obwohl diese beiden Kirchen nur 400 Meter Luftlinie auseinander stehen, lag zwischen den Gebäuden damals ein fast 3000 Meter weiter und teilweise sehr steiler Weg. Dies lag insbesondere daran, dass die beiden Kirchen durch das Tal der Lenne getrennt sind und es damals die Linscheidbrücke (Fertigstellung 1977) noch nicht gab. Der Weg von einer Kirche zur anderen führte daher über die Große Brücke am Markaner.
1970/1971 erhielt die Gemeinde die langersehnte Friedhofskapelle am Breitenhagen, die am 12.09.1987 den Titel "Marienkapelle" erhielt.
1973/1974 wurde die St. Matthäuskirche im großen Stil renoviert und erhielt einen Konsekrationsaltar.
Der Kindergarten an der Lindenstraße feierte 1973 seine feierliche Eröffnung.
Zur Gemeinde gehörte auch das katholische Gesellenhaus. Es stand neben dem Gasthaus "Zur Linde" an der Einmündung Lindenstraße / Bornstraße. Das Haus wurde 1978 verkauft und abgebrochen.
Die Stadt Altena hatte zu diesem Zeitpunkt etwa 30.000 Einwohner.
Am 1. Dezember 1975 trat die neue Gebietsstruktur in der katholischen Pfarrei Altena in Kraft: Aus der Pfarrei St. Matthäus wurden die beiden neuen Kirchen „St-Thomas-Morus“ und „Vom-Frieden-Christi“ gemeinsam als Expositur abgetrennt. Die Kirche "Vom Frieden Christi" wurde dabei als Filialkirche der Expositur "St-Thomas-Morus" zugeordnet.
Und auch die Krankenhaussituation erfuhr 1977 eine Neuordnung:
1979 übernahm die katholische Kirchengemeinde kurzfristig das Kreiskrankenhaus in der Freiheit. Die beiden Krankenhäuser wurden unter dem Dach der katholischen Kirche zusammengeführt und ein Neubau geplant. Dazu wurde das alte Krankenhaus an der Bornstraße abgebrochen, nur das Schwesternwohnheim von 1965 blieb erhalten. Am 17.06.1981 erfolgte der erste Spatenstich zum neuen St. Vinzenz Hospital an gleicher Stelle. Architekt war Theo Marrée aus Bottrop, der auch die Bauausführung überwachte.
Die Einweihung des neuen Krankenhauses wurde am 24.05.1986 gefeiert.
Zum Krankenhaus gehörte seitdem auch eine Kapelle. Der Y-Grundriss des Krankenhauses wurde auch in der Kapelle mehrfach als Gestaltungsprinzip aufgegriffen. Besonders beeindruckend sind die Fenster, die von Professor Benno Werth aus Aachen entworfen und von Dr. H. Oidtmann aus Linnich gebaut wurden. Im Mittelpunkt des Ostfensters ist eine rotglühende Rose zu sehen.
1983 wurde die St. Matthäuskirche unter Denkmalschutz gestellt.
Im September 1994 übergab Dechant Wilhelm Bolte nach 30 Jahren die Leitung der Gemeinde an Pfarrer Bernward M.
1995 wurde die Kirche „Vom Frieden Christi“ am Tiergarten von der katholischen Pfarrei aufgegeben.
Das Gebäude wird seitdem an die neu entstandene serbisch-orthodoxe Gemeinde in Altena (siehe 4.5.) vermietet.
In den Jahren 1996 bis 2001 erfolgte eine aufwendige Außen- und Innensanierung der St.-Matthäus-Kirche. Dach, Fenster und Natursteinfassade, insbesondere die Gesims- und Gewändeflächen aus Tuffstein mussten gereinigt und ausgetauscht bzw. ergänzt werden. Die Firma Miele und Rabe aus Hagen führte die Innensanierung durch. Dabei wurde die alte Marienkapelle zu einem Beichtraum umgebaut. Als Abgrenzung zum Kirchenraum installierte die Firma Otto Peters, Meisterwerkstätte für Glasmalerei in Paderborn, eine farbige Verglasung.
Außerdem erhielt die Kirche 1996 eine neue Orgel. Das Instrument wurde von der Orgelbaufirma Gebr. Link aus Giengen gebaut. Dabei wurde das erweiterte und elektrifizierte Pfeifenmaterial der vorherigen Orgel wiederverwendet.
1997 wurde der Pfarrsaal hinter dem Haus Lindenstraße 41 errichtet. Dafür wurde 1999 die benachbarte ehemalige "Winter´sche Villa" an die Baugesellschaft verkauft.
2001 konnte die Renovierung der St. Matthäuskirche abgeschlossen werden.
2003 wurden die beiden letzten Vinzentinerinnen vom St. Vinzenz Hospital in ihr Mutterhaus abberufen. Seitdem gibt es keine Ordensschwestern mehr in Altena.
Die Pfarrei schloss 2005 die St.-Thomas-Morus-Kirche im Mühlendorf.
Das dortige Pfarrhaus konnte verkauft werden, das Kirchgebäude hingegen ist an die "Freunde der Heimatpflege im Altenaer Stadtteil Mühlendorf" vermietet (siehe Thomas-Morus-Gebäude).
2007 wurde Bernward M. zur Propstei Oberhausen versetzt. Neuer Pfarrer der Gemeinde St. Matthäus Altena wurde Ulrich S.
Durch Umstrukturierungen des Bistums Essen von 2006 bis 2008 wurden die Gemeinden St. Matthäus Altena, St. Theresia Evingsen, St. Josef Nachrodt und St. Paulus Mühlenrahmede zur Pfarrei St. Matthäus zusammengelegt.
2011 übernahmen die Deutschen Klinik Union GmbH (DKU) und der Deutschen Klinik Management GmbH (DKM) das St. Vinzenz Krankenhaus von der katholischen Kirchengemeinde St. Matthäus.
Im gleichen Jahr wurde das Kirchgebäude St. Paulus in Mühlenrahmede profaniert. Anschließend wurde das Gebäude vermietet und 2019 schließlich verkauft.
Der katholische "Kindergarten St. Thomas Morus" am Hegenscheider Weg wurde im Juli 2015 geschlossen. Das Gebäude gehört der Stadt.
Zum Jahresbeginn 2017 schloss das Krankenhaus nach mehreren Besitzerwechseln komplett und die Krankenhauskapelle wurde profaniert.
Am 31.10.1517 schlug Dr. Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg. Dadurch kam es zur Glaubensspaltung.
Altena gehörte zur Grafschaft Mark und die Herzöge von Cleve waren zugleich Grafen von der Mark und Ravensberg. In ihrer kirchlichen Haltung blieben sie unentschieden und schwankend. Sie waren wohl für Reformen aber nicht für die "Reformation an Haupt und Gliedern".
So ging der Impuls zur kirchlichen Erneuerung nicht, wie in anderen deutschen Ländern, von den Landesherren aus, sondern vom Volk, das heißt von den Ortsgemeinden her.
Ab 1535 wurde an der Kirche die Reformation eingeführt. Dies war ein Prozess, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte. Der Magistrat der Stadt Altena wählte 1538 den Johannes Wolfstall (griechisch genannt "Lykaula") aus dem Herzogtum Berg zum Vikar unserer Stadt. Seine Arbeit erregte auch Widerstand, aber schon 1584 gab es in Altena keine Katholiken mehr.
Zum diesem Zeitpunkt verwaltete der Vikar Dietrich von Horn die Pfarrstelle. Ob es sich dabei tatsächlich um den letzten katholischen Geistlichen in der Stadtkirche handelte, der nach alter Überlieferung am Matthäustag (21.9.) 1584 vom Altar gerissen wurde, ist nicht eindeutig zu klären. Fraglich ist nämlich, ob von Horn zu dieser Zeit noch katholisch war oder mehr dem Calvinismus zuneigte, der von der Mehrzahl der Bürger ebenfalls abgelehnt wurde. Jedenfalls musste von Horn Altena verlassen und ist 1595/96 als calvinischer Prediger in Elberfeld gestorben.
Die Stadtkirche wurde also evangelisch. Der Gegensatz zwischen Lutheranern und Calvinisten führte von 1612 bis 1624 zu erbittertem Streit um die Auslegung des Abendmahles, sowie um die Stadtkirche und die dazugehörigen Einnahmen. Ab 1622 war deutlich erkennbar, dass das Luthertum die Oberhand behalten würde und die alte Katharinenkirche wurde 1624 endgültig lutherisch.
Die beiden aus der Reformation erwachsenen evangelischen Kirchengemeinden in Altena gingen spätestens seit 1624 getrennte Wege. Ihre jeweilige Geschichte finden Sie unter 3.2. und 3.3.
Ihre gegensätzlichen Ansichten konnten die Gemeinden nach gut 380 Jahre überwinden:
Am 1. Januar 2005 fusionierten die Ev.-Luth. Kirchengemeinde und die Reform. Kirchengemeinde zur unierten Kirchengemeinde.
Sie hat ihr Zentrum an der Lutherkirche und trägt den Namen "Evangelische Kirchengemeinde Altena".
Gleich zu Beginn ihres gemeinsamen Weges unterlagen die Protestanten einem starken Sparzwang. Dezentrale Immobilien sollten aufgegeben und gleichzeitig in der Innenstadt ein attraktives Zentrum für die Gemeindearbeit entstehen.
Im Rahmen eines Gottesdienstes wurde am 26. März 2006 das Gemeindezentrum am Drescheider Berg (Städt. Rahmede) entwidmet. Der Betrieb des Kindergartens in dem Gebäude konnte jedoch gesichert werden.
Anders erging es im gleichen Jahr dem Kindergarten Mühlendorf am Linscheider Bach. Sinkende Kinderzahlen und zudem immer weniger Kirchensteuern führten dazu, dass die Kirchengemeinden sich diesen Kindergarten im sprichwörtlichen Sinn nicht mehr leisten konnten. Das Gebäude wurde veräußert.
Renovierung der Lutherkirche
Mitte November 2006 wurde mit der Renovierung der Lutherkirche begonnen, indem zuerst die Orgel verpackt, die Kirchenbänke eingelagert und der Boden restauriert wurde. Im Rahmen der Arbeiten wurde die Empore erneuert und verstärkt sowie der Eingangsbereich durch eine Glasscheibe vor Durchzugsluft geschützt. Außerdem wurden die Deckenmalereien von 1938 wieder hergestellt.
Insgesamt wurden die Kosten mit 1,1 Millionen Euro angesetzt. Im Dezember 2007 konnte die Kirche wieder feierlich bezogen werden.
Am 31.12.2008 schloss die Evangelische Kirchengemeinde Altena die Reformierte Kirche dauerhaft. Anschließend wurde die Orgel 2009 nach Krakau verkauft.
Das Abendmahlrelief von Max Kratz, das viele Jahre in der früheren Paul-Gerhardt-Kirche am Breitenhagen hing, wurde im September 2009 auf dem Platz vor der Lutherkirche aufgestellt.
Mit rund 4.700 Mitgliedern ist die evangelische Kirchengemeinde Altena die größte im Stadtgebiet.
Aus finanziellen Gründen verabschiedet sich das Presbyterium 2012 von der Idee, aus der ehemaligen Reformierten Kirche (siehe 3.3.) ein kulturelles "Zentrum der Begegnung" zu machen, wie es im Stadtentwicklungskonzept 2015 vorgeschlagen worden war. Die Kirche sollte nun auch verkauft werden.
Brandstiftung in der Lutherkirche
In den frühen Morgenstunden des 15. Mai 2015 bemerkten aufmerksame Pflegekräfte des benachbarten Ellen-Scheuner-Hauses einen Feuerschein in der Lutherkirche und alarmierten die Feuerwehr.
Einbrecher hatten im linken Kirchenschiff einen Brand gelegt. Die Kirche war bis auf weiteres nicht betretbar und musste erneut umfangreich saniert werden.
Während der Renovierungsphase fanden die Gottesdienste im Gemeindezentrum Mühlendorf und im Lutherhaus statt.
Für das Calvinhaus an der Freiheitstraße fand die Gemeinde 2016 einen Käufer. 2017 eröffneten dort ein Gynäkologe und eine Hebamme ihre Praxen.
Am 12. März 2017 konnte die Lutherkirche in einem feierlichen Festgottesdienst wiedereröffnet werden.
Neben der Lutherkirche gehörten u.a. die Kirche im Mühlendorf sowie die Kindergärten am Knerling und am Drescheider Berg zur evangelischen Kirchengemeinde Altena.
Zu nennen sind noch das Lutherhaus mit dem Eine-Welt-Laden und der Suppenküche, sowie die Diakonie und das Seniorenheim "Ellen-Scheuner-Haus".
2017 verkaufte die evangelische Kirchengemeinde Altena die ehemalige Reformierte Kirche an die, in der Burgstadt neuentstandene, Koptisch-Orthodoxe Gemeinde (siehe 4.4.).
Vorgeschichte siehe 1.1.
Nachdem die Stadtkirche nach 1624 nun endgültig lutherisch war, stellte Pastor Mesling eine Kirchen- und Armenordnung für Altena auf, die am 25.11.1626 Gültigkeit erlangte. Durch die Ordnung wurde die innere Entwicklung der Gemeinde in ruhigere Bahnen gelenkt. Trotz äußerer Erschütterungen, u.a. durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und einen Pestausbruch (1636) wuchs die lutherische Gemeinde.
1668 erhielt die Lutherkirche eine neue Kirchenorgel. Die Schützengesellschaft unterstützte die Finanzierung des Instruments.
Obwohl 1696 die mangelnde Gottesfurcht der Altenaer Arbeiter und ihr übertriebener Alkoholgenuss in der Wirtschaften angeprangert wurde, wuchs die Gemeinde unaufhörlich weiter.
Die Kirche wurde bald zu klein und man entschloss sich, sie abzubrechen und eine größere zu bauen. Dabei setzte man ihre neuen Säulen dorthin, wo zuvor die alten Außenmauern waren.
1738 wurde der Neubau der Lutherkirche, an dessen Kosten sich die Schützengesellschaft beteiligte, fertiggestellt. Da die Kirche unmittelbar von Gräbern umgeben war, befinden sich noch heute einige davon unter dem Erweiterungsbau.
Der Friedhof wurde später ganz eingeebnet und die Toten fanden ihre letzte Ruhestätte im Bezirk Mühlendorf, an der späteren Neustadt. Der Turm der Lutherkirche wurde nicht erneuert und blieb so erhalten, wie er früher war. Das heutige Dach der Kirche ist daher fast so hoch wie der Turm.
1788 besuchte König Friedrich-Wilhelm II. von Preußen die Lutherkirche. Noch heute erinnert ein Plakette in der Kirche an seinen Sitzplatz.
Im Januar 1799 erfolgte eine Anweisung der Kriegs- und Domänenkammer Hamm, dass die Friedhöfe der Städte bzw. Ortschaften nach außerhalb zu verlegen sind. Im August 1803 wurde dies noch einmal dringend angemahnt.
In Altena war es sehr schwierig, einen geeigneten Platz für einen Friedhof zu finden, weil das jeweils vorgeschlagene Gelände immer entweder zu nass oder zu felsig war. Schließlich einigte man sich auf den „Figgeschen Kamp“ und nahm dort 1823 den (alten) Mühlendorfer Friedhof in Betrieb.
1896 erhielt die Lutherkirche eine Turmuhr.
Die alten Kirchenglocken erklangen am 16.06.1917 zum letzten Mal. Das Metall wurde zur Kriegsführung im Ersten Weltkrieg benötigt. Daher wurden die Glocken abtransportiert, zerschlagen und die Bronze eingeschmolzen. Die Lutherkirche durfte nur das kleine Schallochglöckchen behalten.
1920 wurden die heutigen Stahlglocken geweiht. Das Schallochglöckchen wurde während des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt.
1919 erwarb die lutherische Kirchengemeinde das ehemalige Kasino im Haus an der Lennestraße 66.
Das Haus war der Jugendarbeit gewidmet.
Zwischen 1927 und 1930 entstand die Wohnsiedlung Knerling. 1935 wurde der dortige Kindergarten "Waldheim" eröffnet.
Klaus Möscheid erinnerte sich 2013 in seinem Buch "Wie wir wurden was wir sind" an seine Kindergärtnerin in den 1940iger Jahren: "Die Leiterin hieß Tante Lene. Sie war eine gutmütige, aber resolute, große, etwas dickliche Ordensschwester."
Dabei wird es sich um Gemeindeschwester Helene gehandelt haben. Sie leitete den Kindergarten von 1935 bis zu ihrer Pensionierung 1970. Von 1935 bis 1962 fanden sonntags die Gottesdienste für den Stadtteil Knerling im Kindergarten Waldheim statt.
1938 wurde die Lutherkirche umfangreich saniert und dabei Wände und Decken durch Gemälde verschönert.
Während der NS-Zeit musste die Schützengesellschaft ihre Statuten unter dem Druck der Nationalsozialisten ändern. Die alten Statuten und das gesellschaftseigene Archiv wurden um 1937 heimlich an einem unbekannten Ort versteckt, um ihnen keinen Zugriff darauf gewähren zu müssen. 1950 war der damalige Pastor Niemeyer bereits pensioniert, führte Lebrecht Knipping aber zu dem Versteck auf dem Dachboden der Kirche (siehe auch Archiv).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Gemeinde, besonders durch die große Schar der Flüchtlinge.
Da diese insbesondere in den Außenbezirken Breitenhagen, Knerling und später auch Pragpaul wohnten, verlagerte sich auch das gemeindliche Leben dorthin.
1956 wurde neben dem Friedhof die Kapelle im Mühlendorf errichtet und auch als Friedhofskapelle genutzt.
1962 konnten gleich zwei Kirchen eingeweiht werden:
Zum einen entstand am Breitenhagen ab 1960 die Paul-Gerhardt-Kirche.
Paul Gerhardt lebte von 1607-1676 und war neben Luther der größte Liederdichter der evangelischen Kirche.
Der Entwurf des Kirchgebäudes stammte vom Bauassessor F.W. Kölsche aus Dortmund.
Der erste Pfarrer der Paul-Gerhardt-Kirche war Wilhelm Heetmann, der bereits ab 1958 den Gottesdienst für den Stadtteil zunächst in der Grundschule Breitenhagen feierte.
Zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch Pfarrer Alhard K. der 1959 nach Altena kam und 1963 gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, die Ausbildung der Schwesternhelferinnen für die Johanniter zu übernehmen, was er gern zusagte.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe in Deutschland war 1952 als Gliederung des Johanniterordens gegründet worden. Die Gründung einer JUH-Ortsgruppe in Altena erfolgte 1966 mit 35 Helfer/innen und einer Jugendgruppe an der Paul-Gerhardt-Kirche. Pfarrer Alhard K. wurde zum Ortsbeauftragten der JUH in Altena ernannt. Er verließ die Burgstadt 1971, blieb seinem Engagement bei den Johannitern im Märkischen Kreis und Westfalen-Lippe aber treu. An der Gründung des heutigen Regionalverbandes Südwestfalen der Johanniter war K. maßgeblich beteiligt.
Die zweite Kirche, die 1962 eingeweiht wurde, war die Melanchtonkirche an der Graf Graf-Engelbert-Straße am Tiergarten.
Philipp Melanchton lebte von 1497-1560 und war Luthers Hauptmitarbeiter.
Die Kirche wurde von der Firma Schiffer errichtet. Im Kellergeschoss des Sakralbaus entstanden die Gemeinderäume. Dort fanden im Sommer auch regelmäßig Ferienspiele für Kinder statt.
1969 wurde das Lutherhaus in der Lennestraße abgebrochen.
1974 erhielt die Lutherkirche eine neue Orgel von der Firma Alfred Führer aus Wilhelmshaven.
Am 23. Oktober 1977 wurde das Gemeindezentrum Drescheider Berg (Städt. Rahmede) eingeweiht.
Zu dem Gemeindezentrum gehört auch der dortige Kindergarten.
Mit sehr viel Liebe zum Detail entstand 1987 neben der Lutherkirche das neue Lutherhaus an der Kirchstraße.
Der Neubau fügt sich hervorragend in die alte Bausubstanz ein, die u.a. aus dem alten Rathaus der Stadt besteht.
Ein Jahr später, also 1988 konnte die Lutherische Gemeinde Altena ihr 450jähriges Bestehen feiern.
An der Kapelle im Mühlendorf wurde im gleichen Jahr der Gemeindesaal eingeweiht.
Die Baukosten für den Anbau betrugen 1 Mio. DM, davon brachte die Gemeinde selbst 60.000 DM auf.
1989 wurde das Seniorenzentrum Ellen-Scheuner-Haus neben der Lutherkirche fertiggestellt. Träger war die Evangelische Perthesstiftung.
1992 wurde die Lutherkirche saniert.
1999 läutet die Luthergemeinde ihren Sparkurs ein. Erste Folge war die Schließung des Kindergartens "An den Kiefern" am Breitenhagen. Das Gebäude wurde veräußert und dient heute zu Wohnzwecken.
Es folgte die Schließung der Paul-Gerhard-Kirche am Breitenhagen, die 2001 entwidmet wurde. Die Orgel wurde 2002 nach Norwegen verkauft.
2004 wurde die Melanchtonkirche geschlossen und anschließend verkauft. Seit 2006 wird sie für Wohnzwecke genutzt.
Der Glockenturm ist jedoch erhalten geblieben und seine Glocken läuten weiter. Dies ist der "Stromberg/Trappe Stiftung Altena“ zu verdanken, die 2006 gegründet wurde.
Die bereits 2001 entwidmete Paul-Gerhardt-Kirche am Breitenhagen konnte nicht veräußert werden und wurde 2004 abgebrochen. Das freie Grundstück wurde verkauft.
Heute steht dort ein Einfamilienhaus.
Zum 01. Januar 2005 fusionierte die Luthergemeinde mit der reformierten Gemeinde (siehe 3.1.).
Vorgeschichte siehe 1.1.
Zur gleichen Zeit, als Luther die Reformation in Deutschland durchführte, wurde sie in der Schweiz von Zwingli und Calvin eingeleitet, die dann auch in Teilen Deutschlands Verbreitung fand.
Nach den endgültigen Einführung der Reformation in Altena 1584 gab es auch hier schon reformierte Bestrebungen durch Calvinisten.
Der Gegensatz zwischen Lutheranern und Calvinisten führte von 1612 bis 1624 zu erbittertem Streit um die Auslegung des Abendmahles, sowie um die Stadtkirche und die dazugehörigen Einnahmen. Es zeichnete sich die Gründung einer reformierten Gemeinde ab.
In diesem Zusammenhang muss Simeon von Diest (siehe auch Bungern und Festordnung) erwähnt werden.
Er bewohnte damals das sogenannte Diest-Schloss im Bungern, war Bürgermeister in Altena und setzte sich mit großem persönlichen Einsatz für die Belange der reformierten Christen ein. Als die Stadtkirche 1624 endgültig lutherisch wurde, versammelte sich die reformierte Gemeinde viermal im Jahr in Privathäusern, um das Abendmahl dort nach reformierter Weise zu feiern. Zu diesem Zweck kamen reformierte Pastoren aus Werdohl, Plettenberg und Neuenrade nach Altena.
Der eigentliche "Geburtsort" der Gemeinde war die sogenannte neue Kammer in der Burg Holtzbrinck. Von 1665 bis 1668 hielt Pastor Heinrich Hengstenberg aus Ergste dort regelmäßig Gottesdienste ab.
Aber bald wurde der Wunsch laut, ein eigenes Kirchengebäude zu besitzen.
Unter abenteuerlichen Umständen und unter Einsatz eines Strohmanns erwarb die reformierte Gemeinde 1667 aus "Scharffensche Haus" gegenüber der Burg Holtzbrinck.
Die Lutheraner prozessierten etliche Jahre gegen den Kauf, hatten allerdings keinen Erfolg. Das erworbene Haus wurde schließlich 1683 und 1724 durchgreifend renoviert und blieb bis 1907 das Gotteshaus der reformierten Gemeinde.
1670 wurde Wilhelm Heinrich Leusmann, gebürtig aus Hamm, der erste Pfarrer der reformierten Gemeinde Altena. Die Gemeinde hatte damals 200 Mitglieder.
Mit der Zeit wuchs die Gemeinde an und die alte Kirche wurde zu klein, zudem war sie baulich in keinem guten Zustand. 1901 beschloss das Presbyterium den Bau einer neuen Kirche, bis zur Errichtung sollten aber noch ein paar Jahre vergehen. Am 17. März 1907 fand der letzte Gottesdienst in der alten Kirche statt und mit dem Abbruch wurde am nächsten Tag begonnen.
Die Baupläne für die neue Reformierte Kirche erstellte der Architekt Schwalfenberg. Heinrich Hutze hatte von 1907 bis 1908 die Bauleitung. Der Grundstein wurde am 30. Juni 1907 gelegt, er ist sichtbar hinter der Kanzel angebracht.
Am 15. November 1908 wurde die neue Kirche geweiht.
Der neuromanische Bau aus Bruchstein wurde über der Grundform eines griechischen Kreuzes errichtet.
Die Saalkirche schließt im Osten. Ein Jugendstilleuchter hängt vom Mittelgewölbe herab. In dem denkmalgeschützten Gebäude finden ca. 450 Menschen Platz. Fundamente für den nachträglichen Einbau von Seitenemporen sind vorbereitet.
Die Westfassade ist durch den Gemeindesaal im Souterrain und zwei halbrunde Treppentürme gleichmäßig gegliedert. Durch ein Portal kann der seitlich stehende Glockenturm begangen werden.
Die Baukosten waren damals mit 84.000 Mark veranschlagt. Das Geld stammte aus Kirchenkollekten, Anleihen in der Provinz Westfalen und auch Kaiser Wilhelm finanzierte ein Gnadengeschenk. Im Innern der Kirche befindet sich die Gruft der Familie von Simeon von Diest (+ 1710) und seiner Frau Anna Elisabeth Holtzbrinck (+ 24.03.1705). Die Grabsteine der Beiden sind in die Außenfassade der gegenüberliegenden Burg Holtzbrinck eingearbeitet worden.
Die Kirche wurde 1976 renoviert und in diesem Zuge eine neue Orgel aufgestellt. Am 27.10.1983 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Die alten Krankenbaracken, in denen während der NS-Herrschaft Zivilarbeiter untergebracht waren, wurden abgerissen und dafür 1961 der Grundstein für das Calvin-Haus (Freiheitstraße 18) gelegt. Es wurde noch im gleichen Jahr eingeweiht. In dem Haus kam auch der Kindergarten Freiheit unter.
Am 30.11.1997 übergab die Reformierte Kirchengemeinde die Trägerschaft des Kindergartens an die Johanniter-Unfallhilfe. Das Grundstück blieb im Besitz der Stadt, das Haus blieb im Besitz der Kirchengemeinde.
Zum 01. Januar 2005 fusionierte die Luthergemeinde mit der reformierten Gemeinde (siehe 3.1.)
Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Altena / Dahle trifft sich (u.a.) im Haus Lüdenscheider Straße 20.
Fest steht, dass sich die Gemeinde 1853 in Dahle gründete. Bei der Feier zum 150jährigen Bestehen der Gemeinde sagte der Dahler Ortsvorsteher Gerhard Schmiedel: "...Geblieben ist in Dahle eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, die Wert auf die Trennung von Kirche und Staat legt, die selbst für Ihre Finanzen sorgt, ein großes Haus unterhält und in engagierter ehrenamtlicher Tätigkeit auf der Grundlage der biblischen Aussagen wöchentlich ein Programm für alle Altersgruppen, von den Kindern bis zu den Senioren, anbietet..."
Es folgten weitere Gründungen Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden im Stadtgebiet:
1896 die Freie Evangelische Gemeinde Mühlenrahmede und 1955 die Gründung der Baptistengemeinde Grünewiese.
Weitere Informationen, insbesondere über die Geschichte des Gemeindelebens im Altenaer Stadtkern, liegen dem Autor aktuell leider nicht vor.
1891 wurde die Neuapostolische Kirchengemeinde Altena gegründet.
Die ersten Gottesdienste fanden im gleichen Jahr im Wohnzimmer der Familie Schöttler, In der Leye (heute Burgweg) statt.
1901 hatte die Gemeinde bereits 50 Mitglieder.
Am 03.12.1911 konnte die neue Kapelle an der Bachstraße eingeweiht werden. Den Segensspruch gab Herr Bornemann aus Iserlohn.
Die Gemeinde wuchs weiter und verzeichnete 1944 über 100 Mitglieder.
1952 erhielt die Kirche an der Bachstraße einen Anbau.
Am 27.09.1984 konnte die neue Kirche an der Hardenbergstraße 9 im Behördenviertel eingeweiht werden. Im Jahr 2009 wurde die Kirche renoviert.
Jehovas Zeugen (umgangssprachlich auch Zeugen Jehovas) feiern ihre Gottesdienste in sogenannten Königreichssälen.
Der Unterzeichner konnte kaum Quellen dafür finden, dass es in Stadtkern von Altena einen Königreichssaal gab oder gibt.
Einzig liegt dem Autor ein Hinweis vor, dass in den 1970iger Jahren einen Königreichsaal im ehemaligen Gasthaus Panne gab.
Jehovas Zeugen gehören aber nach wie vor zu Altenas Stadtbild, insbesondere wenn sie ihrem Missionsauftrag mit der Zeitschrift "Erwachet" nachkommen.
Die Mevlana Moschee der DITIB befindet sich im Haus Lüdenscheider Straße 28.
Das Gebäude wurde 1880 als Hauptgebäude und Sommerlokal der Casino-Gesellschaft errichtet. Die Casino-Gesellschaft Altena war ein 1834 gegründeter "geschlossener Verein gebildeter Personen". Das Haus bzw. die Ortslage wurde früher als „Abegunst“ bezeichnet.
1989 erwarb der Islamische Verein das Gebäude und richtete darin seine Moschee ein. Im oberen Stockwerk entstand eine Koranschule. Unter dem Haus befindet sich ein geräumiger Felsenkeller.
Seit 2005 steht das Haus in der Denkmalschutzliste der Stadt Altena.
Die Koptisch-Orthodoxe Kirche ist eine christliche Gemeinschaft, die vor allem in Ägypten, aber auch in Libyen und im Sudan verbreitet ist.
2017 gründete sich eine Gemeinde in Altena und kaufte die, seit dem 31.12.2008 geschlossene, Reformierte Kirche (siehe 3.3.) von der Evangelischen Gemeinde Altena (siehe 3.1.).
Am 31.12.2017 fand der erste Gottesdienst durch Priester Antonius Kamel aus Bonn statt. Diakon war Danial Mohareb.
Die Kirche erhielt den neuen Namen "Erzengel-Michael-Kirche". Geweiht wurde sie am 18.05.2019 durch Papst Tawadros II. von Alexandria in Anwesenheit von Anba Michael, dem Bischof von Süddeutschland.
1995 wurde die Kirche „Vom Frieden Christi“ (siehe 2.) am Tiergarten von der katholischen Pfarrei aufgegeben.
Das Gebäude wird seitdem an die neu entstandene Serbisch-Orthodoxe Gemeinde in Altena (siehe 4.5.) vermietet.
Im Beisein von Bischof Konstantin aus Hildesheim wurde die Kirche am 09.06.1996 eingeweiht. Schutzpatron der Kirche ist seitdem der Heilige Simon.
Beim Archiv der Stadt Altena liegt eine Ausarbeitung von Monika Biroth zum Judentum in Altena vor. Darin heißt es:
"Der erste jüdische Bürger ist in Altena 1586 dokumentiert, darüber hinaus gibt es jedoch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts keinen weiteren Nachweis über jüdisches Leben in der Stadt."
Im Jahr 1737 lebten vier jüdische Familien mit 22 Personen in Altena. Im Jahr 1778 wurde eine "ordinäre Kammer" in einem Gebäude als Betraum erwähnt, dessen genaue Lage im Stadtgebiet jedoch unbekannt ist. Ein eigenes Synagogengebäude errichtete die Gemeinde nie, doch erwarb sie 1808 das Haus mit der Kammer, nachdem sie es bereits über 30 Jahre gepachtet hatten.
Als nach 1815 die Zahl der in Altena lebenden Juden wuchs, suchte die israelitische Gemeinde schon bald nach neuen, größeren Räumlichkeiten.
Daher kaufte sie 1828 das ehemalige Heede´sche Haus (heute Kirchstraße 36) für 1850 Reichstaler und richtete in dem Gebäude einen Betraum und ein Schulzimmer ein. Außerdem befand sich dort auch die Wohnung für den Lehrer.
Viele jüdische Familien in Altena lebten damals vom Handel und dem Metzgergewerbe.
Der Manufakturwarenhändler Abraham Hanf zählte um 1870 sicherlich zu den wohlhabendsten Mitgliedern der jüdischen Gemeinde. Etwa zur gleichen Zeit legte der Kaufmann Hermann Heinemann mit seinem Kurzwarengeschäft die Basis für das später von seinem Sohn Siegmund Heinemann geführte, angesehene große Textilkaufhaus in dem Haus Lennestr. 68.
1854 gründete sich die "Kreissynagogengemeinde Altena". Sie hatte 84 Mitglieder in Altena, 28 in Lüdenscheid, 41 in Plettenberg, 20 in Neuenrade und 25 Angehörige in Meinerzhagen. Die einzige Synagoge dieser Kreisgemeinde war das zuvor genannte Bethaus in Altena. Ihr Statut ist auf den 12. Januar 1858 datiert.
1879 hatte der "Verein für Orts- und Heimatkunde im Süderlande zu Altena" ein repräsentatives Gebäude in der Schlossstraße 17 (heute Fritz-Thomee-Str. 17) bauen lassen und dort ein Museum eingerichtet. Als sich der Wiederaufbau von Burg Altena um 1914 dem Abschluss näherte, zog das Museum dorthin um.
Die Synagoge in Altena von 1914 - 1938
Die israelitische Gemeinde gab ihre baufällige Synagoge im gleichen Jahr auf (siehe auch Haus Overbeck), kaufte das Haus an der Schlossstraße 17 für 22.000 Mark und baute es nach ihren Bedürfnissen um. Im Erdgeschoss entstand dabei u.a. ein 55 qm großer Betraum.
In einer Wertschätzung vom 26.08.1942 wird das Haus wie folgt beschrieben:
„massiv in Ziegelmauerwerk hergestellt und außen mit einem glatten ungestrichenen Zementputz versehen. Das Dach ist mit Schiefer auf Holzschalung eingedeckt….Der Flur im Erdgeschoss hat Plattenbelag…Über dem Erd- und Obergeschoss sind Holzbalkendecken verwandt. Die Geschosstreppe ist einläufig. Sie besteht aus Tannenholz mit buchenen Trittstufen. Die übrigen Räume haben sämtlich Tannenholzfußböden. Das Gebäude enthält eine Wohnung im Kellergeschoss, eine Zweizimmer- und eine Dreizimmerwohnung im Erdgeschoss und im Obergeschoss sowie zwei Kammern, zwei Abstellräume und ein Bodenraum im Dachgeschoss".
Und Monika Biroth schreibt: "Nach Erinnerung einer Altenaer Bürgerin, die das Gebäude erstmals nach der Pogromnacht betritt, hat die Decke in diesem Saal einen „wunderschön gemalten Sternenhimmel“.
Während des Ersten Weltkrieges lebten 11 jüdische Familien in Altena. Davon traten 15 Männer (oder mehr), zum Teil als Kriegsfreiwillige, in den Militärdienst ein. Von den 15 kamen drei nicht zurück. Zwei fielen an der Westfront und ein weiterer starb an Genickstarre während der Ausbildung. Dieser liegt auf dem jüdischen Friedhof in Altena begraben.
Die Synagoge fand während des Krieges Nutzung als Lazarett.
Zusammenfassend kann sicherlich behauptet werden, dass die Juden in Altena bis zum Ausbruch des NS-Terrors eine vollintegrierte und überall geachtete Minderheit im Gefüge der städtischen Bürgerschaft waren. Heinemann besaß damals das größte Kaufhaus der Stadt (Lennestraße), Schnitzler ein Herrenkonfektionsgeschäft (Kirchstraße), Meier ein Textilgeschäft (Lennestraße) und Friedenberg eine Metzgerei. Friesen war Altmetalhändler und Steinberg Fellhändler.
Anfang der 1930iger Jahre schloss Meier sein Textilgeschäft und verkaufte das Haus an Möbel Hinne.
Sein Geschäft übte er noch bis 1937 in seiner Wohnung aus und zog dann mit seiner Frau in eine Wohnung im Haus der Synagoge.
Über seine Beweggründe kann der Autor nur spekulieren.
Die Progromnacht 1938
Mit dem Erlass der Nürnberger Gesetze am 09.11.1938 wurden Juden staatsbürgerlich rechtlos gemacht und der Willkür ausgeliefert.
Noch am gleichen Tag organisierte und lenkte das nationalsozialistische Regime Gewaltmaßnahmen gegen Juden in Deutschland. Auch in Altena wurden in dieser Progromnacht Fenster und Eingangstüren jüdischer Wohnungen und Geschäftshäuser zerstört.
Beim Kaufhaus Heinemann wurden alle Fensterscheiben durch einen Lastkraftwagen zertrümmert und das Geschäft gestürmt. Weitere jüdische Geschäftslokale erlitten erhebliche Schäden.
Die Synagoge wurde durch uniformierte Angehörige der NSDAP besetzt. Sie beschädigten und vernichteten Kultgegenstände und warfen alles durcheinander.
In der amtlichen Berichterstattung heißt es jedoch lediglich: "Eine Zerstörung des Gebäudes hat nicht stattgefunden."
Zu erwähnen ist aber auch noch, dass es durchaus auch Altenaer gab, die Wertvolles aus der Synagoge retteten und zur Aufbewahrung ins Burgmuseum brachten.
Die Polizei beschlagnahmte drei Religionsbücher, Protokolle und Akten der israelitischen Gemeinde und übergab sie im Januar 1939 an das städtische Archiv im Rathaus. Im September 1939 wurden die Unterlagen an die Polizei zurückgegeben, die sie an das Staatsarchiv in Münster weiterleiten sollten. Danach verlieren sich die Spuren der Dokumente.
1938 lebten noch 29 Juden in der Stadt, von denen sich bis 1941 17 abmelden konnten. Einer, Rudolf Wolff (* 09.07.1900), beging am 14.05.1939 Selbstmord.
Eine Zeugin sagte am 22.04.1960 dazu aus, dass er wegen der NSDAP sein Geschäft aufgeben musste und laufend von Parteiangehörigen schikaniert wurde.
Nach der Progromnacht ging das Synagogen-Gebäude in den Besitz der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ über. Die Stadt bemühte sich die Räume zu erwerben, um die gegenüberliegende Oberschule zu erweitern.
Die städtischen Pläne scheiterten jedoch, denn das Haus wurde noch gebraucht, um die jüdischen Bürger dort bis zu ihrer Deportation zu internieren.
Neben dem Ehepaar
das bereits seit 1937 in dem Haus wohnte, wurden nun auch die Brüder
im November 1939 dort interniert. Sie verkauften ihr Herrenkonfektionsgeschäft in der Kirchstraße 29 an Neuhaus.
Wann die übrigen jüdischen Mitbürger, die nach der Progromnacht noch in Altena wohnten, in dem Gebäude untergebracht wurden, ist nicht bekannt. Dabei handelte es sich um
Sie alle wurden am 28.04.1942 bzw. am 27.07.1942 deportiert.
Aber auch von den zum Teil ins europäische Ausland geflohenen Juden überlebten nur die Wenigsten. Zu ihnen gehörten
Thomas Bender erinnerte 2016 in einem Artikel des Altenaer Kreisblatt an die Familie Heinemann:
Siegmund Heinemann "...war Besitzer des größten Altenaer Kaufhauses (Lennestraße 68) das in der Reichspogromnacht verwüstet und dann an die Familie Böhrer verkauft wurde. Sie hat damals auch den Kaufpreis korrekt überwiesen – die Heinemanns haben aber nie etwas von dem Geld gesehen. Es landete auf einem Sperrkonto der Deutschen Bank und wurde im Dezember 1942 vom NS-Regime beschlagnahmt.
Siegmund Heinemann wanderte 1939 mit seiner Familie nach Belgien aus. 1943 wurden zunächst seine beiden Töchter verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo eine von ihnen im Jahre 1944 starb. Heinemann und seine Frau Helene kamen kurze Zeit später in ein Gestapo-Lager, überlebten die Nazi-Herrschaft und wanderten 1954 mit ihrer Tochter Hannelore in die Vereinigten Staaten aus. Heute erinnert ein „Stolperstein“ (...) an das Schicksal dieser jüdischen Einwohner der Stadt Altena."
Das Haus Fritz-Thomee-Straße 17
Nach der Deportation wurde das Haus 1943 an einen Arzt des Städtischen Krankenhauses vermietet.
Ab 1945 verwaltet das Finanzamt Altena das Gebäude treuhänderisch.
1951 erfolgte die Rückerstattung an die Jewish Trust Corporation, die es 1954 schließlich einer Privatperson verkaufte.
Es diente später u.a. noch als Gebäude einer Gewerkschaft und als Tierarztpraxis. Inzwischen ist es ein reines Wohnhaus. An dem Gebäude ist keine Gedenktafel angebracht.
Der jüdische Friedhof
Zu nennen wäre noch der jüdische Friedhof an der Egge im heutigen Stadtteil Mühlendorf. Dort stand den Altenaer Juden ein eigener Begräbnisplatz zur Verfügung. Die erste bekannte Erwähnung fand der Friedhof im Urkataster von 1829. Der älteste noch vorhandene Grabstein datiert jedoch bereits das Jahr 1718. Unter der hebräischen Inschrift "Hier ist geborgen und verborgen ein gerechter und aufrechter Mann (...)“ steht der Namen von Mosche Schimschon ben Jokew Mosche.
Den Friedhofseingang ziert bis heute ein großes schmiedeeisernes Tor mit Davidstern. Der Friedhof selbst besteht aus einem alten und einem neuen Teil mit 10 und 45 Gräbern, darunter ein Soldatengrab aus dem Ersten Weltkrieg, auf einer Gesamtfläche von 2.399 qm. Die Pflege und Unterhaltung der Anlage obliegt der Stadt Altena, die dafür Landeszuschüsse erhält. Eigentümer des Friedhofs ist der Landesverband der jüdischen Kultusgemeinden in Westfalen.
Stolperstein
2014 gründete sich die "Initiative Stolpersteine für Altena" um Stefanie I. Die Gruppe möchte an die ehemaligen jüdischen Mitbürger in Altena und deren Schicksale erinnern. Dazu ließen sie sogenannte Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig im Stadtgebiet installieren.
Auch auf der Homepage der Initiative wird an das Schicksal der Altenaer Opfer des Holocaust erinnert.
Das Netter Dömchen ist ein denkmalgeschütztes Profangebäude in der Ortschaft Nette in Altena. Auch wenn sein Name anderes vermuten läßt: Das Netter Dömchen dient und diente nie einem religiösen Zweck, der Name stammt aus dem Volksmund.
Der zweigeschossige Bruchsteinbau mit geschweifter Haube und einem Dachreiter mit Zeitanzeige ist ein Glockenhaus. Die Glocke ist mit 1734 bezeichnet und wurde von Nicolaas Müller gegossen. Die abseitige Lage der Nette machte, neben der zentralen Uhr der Lutherkirche, eine weitere Rufglocke notwendig. In dieser Art ist das Glockenhaus einzigartig in Westfalen.
Das Gebäude wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet und diente als Schule und Ratszimmer der Nette. Bereits 1803 war es jedoch schon baufällig und nicht mehr gefahrlos bewohnbar. Damals wohnten Pächter in der unteren Etage, oben waren Uhr und Glocke. Die Glocke läutet morgens, mittags und abends sowie sonntags zur Kirche, weil man in der Nette die Kirchenglocke der Lutherkirche nicht hören kann.
1810 wurde das Glockenhaus abgebrochen. An gleicher Stelle wurde ein Neubau errichtet.
1919 bis 1936 bewohnte die Witwe Opderbeck eine Wohnung im Haus Klusenstraße 32 mietfrei. Im Gegenzug hatte sie sich zum Läuten der Glocke verpflichtet.
1978 – 2018 hatte die Reservistenkameradschaft Altena ihren Sitz in dem Gebäude und hielt es instand. Glocke und Turmuhr wurden elektrisch betrieben und haben bis 2018 funktioniert.
1992 und 1996 wurde die Uhr restauriert.
Die Burgkapelle ist heute keine Einrichtung einer Kirchengemeinde oder Glaubensgemeinschaft, sondern Teil des Museums auf Burg Altena.
Hier beginnt der Teil der Ausstellung, der Sozial- und Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit behandelt.
Dennoch: Die Kapelle kann auch für Hochzeits- und Taufzeremonien gebucht werden.
Geschichte
Vermutlich gab es bereits zur Gründungszeit der Burg Altena eine Kapelle auf der Spitze des Klusenberges (siehe 1.1.).
Im Laufe der Zeit wurde die Burg ausgebaut und in diesem Rahmen entstand auch eine Kapelle auf Burg Altena. Diese Burgkapelle war dem heiligen Pankratius geweiht, der auch der Schutzpatron der Grafen von Altena-Mark war.
Einige Pfarrer der Burgkapelle sind bis heute überliefert:
Im Laufe der Geschichte verlor sich das Interesse der Landesherren für ihre Burg in Altena und in diesem Verlauf wurde sicherlich auch die Burgkapelle überflüssig und schließlich fast vergessen.
1670 wurde auf Burg Altena ein Invalidenhaus für Soldaten eingerichtet, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Verwundung keinen Wehrdienst mehr leisten konnten.
1673 zerstörten Blitz und Donner den Dachstuhl des Pulverturms.
1696 fertigte Abraham Begeyn eine detailreiche Zeichnung der Freiheit Altena an. Dabei zeichnete er auch das Gebäude der heutigen Burgkapelle ein. Es handelt sich wohl um das älteste Abbild der Kapelle.
1733 hat die Burg ihre wehrtechnische Bedeutung völlig verloren. Das Generaldirektorium in Berlin schlägt dem König Friedrich-Wilhelm I. vor, den Erhalt der Burg mit 1000 Talern zu bewilligen. Der Soldatenkönig lehnt ab: "Nit ein Kreuzer!"
1766 war Burg Altena Sitz des Criminalgerichts für die Grafschaft Mark und einer preußische Garnison.
1771 wurde die Garnison aufgelöst. Daraufhin kaufte die Stadt die nicht zum Gefängnis und Criminalgericht gehörenden Teile der Burg für 800 Reichstaler und gründete ein Waisen- und Armenhaus.
1778 begann die Armenspeisung auf Burg Altena. Im Armenhaus waren ältere Menschen, Behinderte, Epileptiker, Waisen usw. untergebracht.
1794 erhielt der Altenaer Bürgermeister und Nadelfabrikant (siehe Hünengraben) Johann Caspar Rumpe (siehe 2.) die Erlaubnis, auf der Burg Steine aus der "Alten Kirche" zu brechen und zum Bau seines Wohnhauses (heute Kronenstraße) zu nutzen.
1906 gründete der Landrrat Fritz Thomee den Märkischen Burgverein.
Sein Ziel war der Wiederaufbau der Burg.
In der Folge stritten sich Landrat und sein Architekt auf der einen Seite mit Architektur- und Kunsthistorikern auf der anderen Seite über die Form der Rekonstruktion.
Landrat Fritz Thomee und sein Architekt Georg Frentzen setzten ihre Ideen um, bei denen sie sich an der Zeichnung von 1696 orientierten.
1914 war die Burg bis auf Vorburg und den unteren Torbau erneuert. Die letzten Arbeiten wurden 1918 abgeschlossen.
Zu den herausragenden Ausstellungsstücken gehört der restaurierte Herscheider Altar mit einem dreiteiligen Schnitzschrein und den gemalten Flügeln aus der Zeit um 1530.
Des Weiteren ist der Plettenberger Altar zu nennen. Er ist eine kölnische Arbeit des sogenannten Meisters der Georgslegende.
Der Hagener Taufstein stammt aus der Zeit um etwa 1300. Seine Bruchstücke wurden bei Bauarbeiten an der Kirche St. Urban und Georg bei Hagen gefunden. Zusammengesetzt ist er so groß, dass er nicht durch die Türen der Kapelle passt.
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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de
Quellen:
- Stadtarchiv Stadt Altena
- Chronik der Stadt Altena
- Kreisarchiv MK
- www.lokalstimme.de
- Thomas Bender; Altenaer Kreisblatt; 2014
- www.klimpelsjunge.jimdo.de
- www.come-on.de
- www.wikipedia.de
- www.st-mattaeus.de
- altena.ekvw.de
- www.christen-in-altena.org/html/gemeinde_dahle.html
- www.nak-iserlohn.de/start/unsere_gemeinden/gemeinde_a
- www.jüdische-gemeinden.de
- www.steinheim-institut.de
- Karl-Otto Stoffer; Altena - Die Geschichte der ev. Kirchengemeinden; 1988
- Karl-Otto Stoffer; Altena - Die Reformation in Altena; 1988
- Wilhelm Bolte; Altena - Die Geschichte der katholischen Kirchengemeinden; 1988
- Friedrich Karl Baltruschat & Wilhelm Bolte; ALtena - Die Geschichte der Altenaer Krankenhäuser; 1988
- Jörg Feldkamp; Altena - Die Burg Altena und ihre Wiederherstellung; 1988
- Elmar Hartmann; Altena - Die sakrale Kunst; 1988