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Ein Festzelt wird auch Bierzelt genannt. Dabei handelt es sich um ein Zelt oder ein leicht demontierbares zeltartiges Gebäude mit Schankbetrieb. Es steht in der Regel auf Volksfesten und ähnlichen Veranstaltungen und bietet witterungsgeschützen Platz für eine Party.
Nadine Hampel schreibt 2010 in ihrem Buch "Das Schützenfest als kulureller Sonderfall" folgendes über das Festzelt:
"Die Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft in Altena hatte, im Gegensatz zu den meisten anderen schützenfestfeiernden Gesellschaften und Vereinen, in seiner gesamten Geschichte noch nie eine Art Schützenhalle.
Es gibt natürlich große Säle, doch für ein Schützenfest sind diese, aufgrund ihrer Größe, ungeeignet. Daher musste schon früh eine andere Lösung gefunden werden, denn auf dem unbedachten Festplatz zu feiern stellte sich bald als problematisch dar.
Daher wurde ein Tanzzelt aufgestellt, in das sich die Schützen, beispielsweise bei Regen flüchten konnten. Mit der steigenden Zahl der Schützen wurde auch das Zelt größer und bald darauf erhielt die Bierschänke Einzug ins Zelt. Den Mittelpunkt des Treibens stellte also nun das Zelt dar. Später fanden sich auch Vorläufer einer Kirmes auf dem Festplatz vor dem Zelt ein.
Seit längerer Zeit schon ist das Zelt etwas Exklusives. Männer erhalten nur als Mitglied der Schützengesellschaft Zutritt oder gegen ein Eintrittsgeld, Frauen hingegen haben uneingeschränkten Zutritt.
Das Zelt schafft eine besondere Atmosphäre. Es hat eine ganz andere Akustik als eine Halle und durch die Außergewöhnlichkeit eines überdimensionalen Zeltes wird das Fest zusätzlich zu etwas Besonderem."
Der Vorstand lässt sich bei jedem Schützenfest, gemeinsam mit dem Zeltwirt, etwas neues einfallen, um das Zelt noch attraktiver zu gestalten.
Das erste überlieferte Schützenzelt wurde 1833 im Bungern errichtet. Zuvor feierten die Schützen nach dem Vogelschießen im Bungern oder dezentral in verschiedenen Gaststätten in des Ortes.
Das Zelt von 1833 schien auch nicht
den Geschmack der Schützen getroffen zu haben, denn bereits beim nächsten Fest (1837) wurde kein Zelt mehr aufgebaut.
Dies änderte sich jedoch mit dem Schützenfest 1863. Damals entschied man sich erstmals das Fest größer aufzuziehen und in einem Festzelt am Linscheid zu feiern. 1200-1500 Besucher wurden bei diesem Fest gezählt und füllten das Zelt bis auf den letzten Platz. Seitdem ist das Festzelt beim Altenaer Schützenfest nicht mehr wegzudenken.
1950: Das Festzelt steht am linken Lenneufer auf dem Langen Kamp; Es ist 128 x 20 m groß (2.560 qm); aber es ist zu klein für alle Besucher.
1956: Das Festzelt fasst 3.000 Besucher.
1965: Das Festzelt ist 150m lang und 25m breit (3.750 qm). Somit bietet es Platz für 4000 Personen. Das Zelt wird von 20 Personen an sieben Tagen aufgebaut. 150 Servicekräfte sind im Festzelt beschäftigt.
1970: Ist das Festzelt 3500 qm groß.
1973: Das Festzelt hat 140m Länge und 24m Breite (3.360 qm). In der Mitte macht das Zelt einen Knick parallel zur Lenne um den Schaustellern möglichst viel Platz zu lassen. Zwei Tanzflächen werden eingerichtet und die Musikpodien soweit voneinander entfernt, dass sich die Musik nicht gegenseitig stört.
1976: Das Festzelt ist bei 160 m Länge und 24 m Breite etwa 3.500qm groß. Der Festwirt ist W. Pieper aus Hamm. Der Zeltwirt setzt ca. 250 Hektoliter Bier um.
1979: Zum ersten Mal steht das Festzelt auf dem „neuen“ Langen Kamp am rechten Lenneufer: Das Festzelt besteht aus einem Haupt- und einem Nebenzelt und hat insgesamt 3.100qm.
1982: Das Festzelt besteht aus einem Haupt- und einem Nebenzelt und hat insg. 3.000qm Fläche.
1985: Das Festzelt hat eine Grundfläche von 3.000qm. Erstmal übernimmt die Firma Kühling aus Vechta die Zeltbewirtung.
1988: Das Festzelt ist 3.000qm groß und fasst 5.000 Personen.
1991: Beim Schützenfest werden 25.000 Liter Bier getrunken. 2360 Gläser gehen zu Bruch
1994: Das Festzelt ist 250qm größer als beim letzten Fest und (laut Zeitung) wieder mal größer als je zuvor. 75 Meter Biertheke sind im Zelt aufgebaut. 290 Musiker spielen insgesamt über 3500 Stunden Marsch- und Tanzmusik.
1997: Das Festzelt hat 3000qm. Die Biertheken sind insgesamt 75 Meter lang.
2000: Das Festzelt hat eine Fläche von 3000qm und fasst damit 7000 Personen an 3000 Bierzeltgarnituren. Das Zelt wird von 15 Männern mit drei Kranwagen errichtet. 11000 Gläser können im Festzelt an 7 Biertheken mit 22 Zapfstellen gefüllt werden. Hinter den Theken arbeiten in Spitzenzeiten 40 Leute, dazu kommen bis zu 80 Kellner/innen.
2006: Das Festzelt ist 30x100m groß (3.000 qm). Die Theken werden vom Zeltwirt Kühling an Subunternehmer verpachtet.
2009: Ein neues Festzelt, breiter und dafür kürzer, wird auf 3000qm aufgebaut. Erstmals finden Cocktailbars Einzug ins Festzelt. Ein 60-köpfiges Serviceteam unter Leitung von Arno M. kümmert sich um die Theken. Er erwartet einen Bierverbauch von etwa 350 Fässern, das sind 17500 Liter, also 87500 Gläser.
2015: Der Zelteingang wandert von der Lenneseite an die Giebelwand. Das doppelstöckige Festzelt vom Zeltverleih Kühling in Vechta hat eine Gesamtfläche von rund 3.600 qm und eine Höhe von 11,20 Metern. Aufgrund des Nichtraucherschutzgesetzes sucht man eine Lösung für die Raucher, die in Form eines doppelstöckigen Außenbereichs gefunden wird. ]Der 3000 Quadratmeter große Zeltbereich wird durch einen 600 Quadratmeter großen, meist überdachten, Außenbereich ergänzt. Der Außenbereich ist nicht nur für Raucher, sondern für jeden Gast. Das Zelt fasst täglich 5000 bis 6000 Gäste. Das Thekenpersonal besteht aus 100 Personen. Bedient wird an acht großen Thekeneinheiten. Eine davon liegt im Außenbereich. Zudem gibt es zwei große Cocktailbars. 20 Lautsprecherboxen sollen für die perfekte Sprachbeschallung sorgen.
2018: Festwirt war Ludger E. von der Fa. Otto Kühling. Das Zelt hatte eine Gesamtfläche von insgesamt 3490 qm; davon Grundgröße Hauptzelt 2580 qm (86x30 m), Anbaufläche für Küche und Cocktailbar 250 qm (25x10). Dazu ca. 550 qm Terrasse und 110qm Empore. So bot es 1906 Sitzplätze. An fünf Theken mit mehren Zapfstellen war Krombacher Pils im Ausschank. Ein Glas kostete 1,60 Euro. Dazu gab es eine Cocktailbar, Ginbar, Weinbar und eine Bierspezialitätenbar. Es waren 9 Toilettenwagen aufgebaut. Die Bühne war 40 qm groß und hatte mit LED-Wände. Live-Szenen vom Festgeschehen wurden auf diese LED-Wände übertragen. Dazu wanderten Kameraleute durch das Zelt und filmten Bands und Publikum.
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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de
Quellen:
- Archiv der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft
- Wilhelm Simons; Altena und seine Schützen; 1967
- Nadine Hampel; Das Schützenfest als kultureller Sonderfall; 2010
- Kreisarchiv Märkischer Kreis
- www.wikipedia.de
- Altenaer Kreisblatt
- Westfälische Rundschau