Pott Jost

Übersicht

1. Allgemein

2. Heute in Altena

2.1. Sagengestalt

2.2. Namensgeber der Pott-Jost-Brücke

2.3. Statur am Fuße der Pott-Jost-Brücke

2.4. Jubelruf der Altenaer Schützen

2.5. Bild am Königsthron der FWG

2.6. Namensgeber der Pott-Jost-Medaille

3. Geschichte

3.1. St. Jost - Schutzpatron der Altenaer Schützen

3.2. Das Kapital der Altenaer Schützen

 

 

zu 1.: Allgemein

"Pott Jost" ist eine Altenaer Sagengestalt.

 

Gerd Klimpel schrieb 1016 auf seiner Internetseite:

"Der erste Namensbestandteil stammt von dem niederdeutschen Wort für einen Topf bzw. eine Tasse.

Jost oder auch Jobst sind deutsche Vor- und Familiennamen. Namensforscher sind sich einig, dass sie niederländischen Ursprungs sind und sich von Jodok bzw. Jodokus ableiten, was soviel wie Herr, Krieger oder Kämpfer bedeutet."

 

St. Jost ist der Schutzheilige der Altenaer Schützengilde.

 

 

zu 2.: Heute in Altena

In Altena begegnet man Pott-Jost heute insbesondere

 

 

zu 2.1.: Sagengestalt

Laut einem Bericht des Altenaer Kreisblatts von 1962 wurde die Sage erstmals in den Aufzeichnungen des ehemaligen Hauptmanns Castringius erwähnt, die er 1825 anfertigte. Im Jahre 1838 sei die Sage im Altenaer Kreisblatt veröffentlicht worden.

Nadine Hampel erklärt in ihrem Buch "Das Schützenfest als kultureller Sonderfall" von 2010 hingegen, dass diese Sage erst 1846 entstanden sei. Ein heute unbekannter Mitbürger erdachte sich demnach folgendes:

 

 "Es war einmal ein Mann, der hieß Jost. Und weil er mit irdenen und steinernen Töpfen handelte, hieß man ihn überall, wo er hinkam, „Pott Jost“.

 

Als er nun von Limburg oder sonst woher nach Altena kommend, am Sassenscheid das Unglück hatte, mit seinen zerbrechlichen Waren zu fallen, so dass sie in Scherben brachen, legte Jost seine Rückentrage auf den Boden, drehte sie um, setzte sich drauf, zündete sich sein Pfeifchen an und dachte: „Der Herrgott wird's schon richten.“ Er war als Kaufmann gefallen und als Bettler wieder aufgestanden, aber er haderte nicht mit seinem Schicksal. Und so kam er mit seinen Scherben nach Altena.

Wiewohl nun hier die armen Leute an seinem Unglück regen Anteil nahmen, so konnten sie ihn doch nicht mit Geld unterstützten, wie er es eigentlich erhofft hätte, sondern man gab ihm Noppen, das sind Drahtabfälle.

So blieb er in der Not, die aber bekannter Weise erfinderisch macht. Und so kam er auf den glücklichen Gedanken, mit diesen Drahtresten die Töpfe wieder zusammenzubinden. Und so konnte er die auf diese Weise wiederhergestellte Ware verkaufen.

 

Pott Jost starb, aber seine Erfindung, Tontöpfe mit Draht zu umwirken, wurde in vielen Gegenden derart genutzt, daß man in den Töpfereien gleich die neuen Töpfe mit einem dichten Drahtgewebe umzog.

 

Als die Drahtzöger nun hierdurch von Jahr zu Jahr immer mehr Arbeit bekamen und der Wohlstand in der kleinen Stadt wuchs, erinnerten sich die Altenaer des Mannes, dem sie so viel Segen zu verdanken hatten, und wollten ihm ein Denkmal errichten. Hierfür wurde von jeder Person, die direkt oder indirekt an der Drahtzieherei beteiligt war, eine Abgabe in Höhe von 1 ½ Stübern gegeben.

 

Da man sich aber nicht einigen konnte, an welchem Ort das Denkmal aufgestellt und aus welchem Material es gefertigt werden sollte, wurde das Geld nicht verwendet und es hatte sich mit Zins und Zinseszins fast verdoppelt. Es wurde beschlossen, dieses Geld noch weitere 50 Jahre rentbar anzulegen und danach die Zinsen dafür zu nutzen, um sie bei Schießübungen mit heiterer Musik und gutem Doppelbier zu verzehren, sobald drei ehrbare Bürger, drei vernünftige Frauleute und ebenso viele folgsame und dienstergebene Knechte darauf antrügen. Die Zinsen sowohl als auch das Kapital dürfen bis zum Untergang der Welt zu keinem anderen Zwecke verwendet werden.

 

Es solle sich bei der Feier, so heißt es weiter, keiner zu vornehm und keiner zu gering dünken und mit jedem wie mit seinem Bruder verkehren, indem die Geschichte zeige, wie durch einen einzigen Fall aus dem Kaufmann ein Bettler werden und wiederum der Geringste die Wohlhabenheit einer ganzen Stadt hervorbringen könne."

 

 

zu 2.2.: Namensgeber der Pott-Jost-Brücke

1985 erfolgte der ersten Spatenstich für den Bau einer großen Brücke im Süden der Innenstadt.

 

Bei der Namenssuche für das "Ersatzbauwerk Steinerne Brücke" beteiligte sich auch die Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft (FWG). Die Schützen wollten die Brücke, die über den ehem. Langen Kamp führt, Pott-Jost-Brücke nennen. Der Rat der Stadt Altena kam diesem Antrag in einer geheimen Abstimmung nach.

 

 

zu 2.3.: Statur am Fuße der Pott-Jost-Brücke

Der damalige Stadtbaurat schlug der FWG vor, eine Plastik, ähnlich der in Bayern üblichen Brückenheiligen, zu stiften.

 

Am 30. September 1988 wurde das Pott-Jost-Denkmal am Fuß der Pott-Jost-Brücke eingeweiht.

Entworfen wurde es von dem bekannten Bildhauer Peter Klassen aus Plettenberg.

 

Die Statur wurde den Bürgern Altenas von der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft gewidmet. Sie steht in etwa dort, wo bis 1982 das Knipping´sche Haus an der Lindenstraße 23 stand. Es musste dem Brückenbauwerk weichen.

 

 

zu 2.4.: Jubelruf der Altenaer Schützen

zu 2.5.: Bild am Königsthron der FWG

1873 wurde der Maler Prechtel damit beauftragt, ein Bild vom Schutzpatron Pott-Jost zu fertigen.

 

Die Tradition, eine Kopie dieses Bild auf den Thron zu hängen, wird auch heute noch eingehalten.

 

Dem Schützenzug wird es jedoch nicht mehr vorangetragen.

 

Das Orginal wird mittlerweile in der Dauerausstellung auf Burg Altena gezeigt.

 

zu 2.6.: Namensgeber der Pott-Jost-Medaille

zu 3.: Geschichte

In Laufe der Geschichte stand "Sankt Jost" für

 

 

zu 3.1.: St Jost - Schutzpatron der Altenaer Schützen

In jeder kirchlichen Gilde, als welche die Schützengesellschaft zu Altena begann, wurde ein Schutzpatron bestimmt.

Der bekannteste Schutzpatron von Schützengilden war und ist der hl. Sebastian, den noch heute viele umliegende Schützenvereine in ihrem Namen führen.

 

Die Altenaer Schützen erwählten sich jedoch einen anderen Schutzpatron: St. Jost!

 

Namensforscher sind sich einig, dass "Jost" niederländischen Ursprungs ist und sich von Jodok bzw. Jodokus ableitet.

In Deutschland gibt es mehrere St. Jodokus-Schützenbrüderschaften.

 

Der heilige Jodok (auch Jodocus, Jodokus, Judochus, Jobst, Jost, Joost, Josse, Joist, Yuzek, Juzeg, Jeg, Jouveen, Judganoc u.a.) lebte im 7. Jahrhundert in der Bretagne. Er war ein Klostergründer, Einsiedler und Pilger. Er ist der Schutzpatron u.a. der Pilger, Bäcker und Kranken. Sein Gedenktag ist der 13. Dezember.

Von alters her bis ins 18. Jahrhundert wurde in Altena eine reichverzierte Heiligenfigur des Schutzpatrons bei den Umzügen mitgeführt. In den Schützenakten wurde dies 1748 letztmals erwähnt. Ein Bild dieser Figur ist leider nicht überliefert. Im 17. Jahrhundert wurde das Schützenspiel sogar als "Sünte-Jost-Fest" bezeichnet, doch mit der Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert geriet der Heilige in Vergessenheit.

Nadine Hampel vertritt in ihrem Buch "Das Schützenfest als kultureller Sonderfall", eine andere These. Sie vermutet hinter St. Jost nicht den heiligen Jodokus, sondern den heiligen St. JACOBUS.

 

Für ihre These spricht:

  • Zusammen mit seinem Bruder Johannes gehört Jakobus neben Andreas und Simon Petrus zu den erstberufenen Jüngern von Jesus Christus.
  • St. Jakobus (oder auch hl. Jakob) ist u.a. der Schutzpatron der Krieger und der Arbeiter.
  • Seit dem 8. Jahrhundert ist sein Gedenktag der 25. Juli, an dem im Mittelalter in vielen Gegenden Europas Erntefeste oder Kirmes gefeiert wurde. Zeitweise fand auch das Schützenfest in Altena an diesem Tage statt.
  • Historisch überliefert ist, dass Graf Eberhard (der Bruder von Graf Adolf I von Altena) nach einer Schlacht so bestürzt war, dass er die Burg verließ und u.a. zum Grab des hl. Jacobus in Compostela pilgerte. Im Jahre 1129 wurde er Mönch.
  • In Deutschland gibt es einige St.-Jakobus-Schützenbrüderschaften.

In Tännesberg (Oberpfalz) wird seit 1796 jährlich eine große Reiterprozession zu Ehren von St. Jodokus durchgeführt. Diese findet jedoch nicht an dessen Gedenktag (13. Dezember) statt, sondern am vierten Sonntag im Juli - also rund um den Gedenktag des hl. Jakobus (25. Juli).

Fazit:

Obwohl beide Heiligen belegbar sind, sind ihre Identitäten im Laufe der Weltgeschichte wohl ziemlich miteinander vermengt worden. Als Motiv in der Kunst werden beide als Pilger - mit Pilgerstab und Muschel - dargestellt. Möglicherweise auch deshalb, weil die Altenaer irgendwann nicht mehr wussten, ob ihr Patron Jost nun eigentlich der hl. Jakobus oder doch der hl. Jodokus war, erfand jemand einfach eine eigene Altenaer Sagengestalt: Pott Jost.

 

 

zu 3.2.: Das Kapital der Altenaer Schützen

In der ältesten überlieferten Schützenordnung aus dem Jahr um 1429 war festgelegt, dass der Schützenkönig eine halbe Tonne Bier ausgeben musste. Eine weitere halbe Tonne gab der Bürgermeister und eine halbe Tonne wurde von Pott Jost gespendet.

 

Wilhelm Simons ist sich in seinem Buch "Altena und seine Schützen" von 1967 sicher, dass mit dieser Redewendung das Kapital der Schützen, also quasi das Vereinsvermögen, gemeint sein muss.

 

Diese Erklärung deckt sich auch damit, dass im Jahre 1641 das Amt "St. Jostes Formünder" zum ersten und gleichzeitig letzten Mal in Erscheinung trat. Wilhelm Simons geht davon aus, dass es sich dabei um den Verwalter des Kapitals, also den heutigen Rendant handelte.

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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de

 

Quellen:

- Archiv der FWG

- Wilhelm Simons; Altena und seine Schützen; 1967

- Nadine Hampel; Das Schützenfest als kultureller Sonderfall; 2010

- Stadtarchiv Stadt Altena

- Kreisarchiv MK

- Altenaer Kreisblatt

- www.wikipedia.de

- www.klimpelsjunge.jimdo.com

 

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