Linscheider Bach

Übersicht

1. Allgemein

2. Heute in Altena

3. Geschichte

 

 

zu 1.: Allgemein

Der "Linscheider Bach" ist ein kleines, fließendes, natürliches Gewässer im Stadtteil Mühlendorf. Er fließt, vom Hegenscheid kommend, das Tal hinab und am ehemaligen Freibad Linscheid vorbei. An der ehemaligen Gaststätte "Zum Kölschen Joe" vereinigt er sich mit dem Hegenscheider Bach und mündet schließlich am Loerweg in die Lenne.

 

Die dortige Ortslage und die Straße, die neben dem Bach verläuft, tragen ebenfalls den Namen "Linscheider Bach".

 

 

zu 2.: Heute in Altena

Von den frühindustriellen Ursprüngen am Linscheider Bach ist heute nichts mehr zu erkennen. Im 19. / 20. Jahrhundert entstand eine Wohnsiedlung mit urbaner Infrastruktur. Diese Infrastruktur war am Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr zu halten. Zuletzt schloss zwischen 2006 und 2009 die Traditionsgaststätte "Zum Kölschen Joe". Linscheider Bach ist dennoch ein beliebtes Wohngebiet geblieben.

 

Der Linscheider Bach ist die Heimat und namensgebend für den 4. Zug der Kompanie Mühlendorf.

 

 

zu 3.: Geschichte

Die im 13. und 14. Jahrhundert aufkommende Verwendung der Wasserkraft zum Antrieb für den Blasebalg am Hochofen und am Schmiedefeuer, dann auch des Hammerwerks und der Ziehbank, zwang die bis dahin auf den Bergen arbeitenden Hüttenleute, Schmiede und Drahtzieher, sich an die Wasserläufe in den Tälern zu begeben und dort auch ihre Wohnungssiedlungen anzulegen.

 

Das selbst hergestellte Eisen (sog. Osemund) wurde so mit Hilfe der Wasserkraft zu Draht. Ein begehrter und wertvoller Rohstoff, nicht nur in der damaligen Rüstungsindustrie.

 

Eine blühende Drahtindustrie war die Folge und zahlreiche Drahtzüge, sogenannte Rollen, entstanden an den Nebenflüssen der Lenne, an Nette, Rahmede, Brachtenbecke und Linscheider Bach.

 

Die Karte zeigt die Lage der Altenaer Drahtrollen im Jahr 1738. Deutlich sind die fünf Drahtrollen am Linscheider Bach und die Lohmühle erkennbar.

1883 kaufte Gustav Selve die Königliche Schauermühle am Linscheid (heute VDM). In den folgenden Jahren baute er am Linscheider Bach Wohnungen (u.a. Doppelhaushälften) für seine Arbeiter und sorgte in dem Wohngebiet für eine Infrakstruktur mit Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitvergnügen.

Um 1900 entstand dort eine Gaststätte ("Zum Kölschen Joe") in der 1913 sogar Lichtspielfilme aufgeführt wurden. Ab 1909 traf sich der Turnverein Deutsche Eiche e.V. zum Sport in der Gaststätte. Außerdem gründete sich ein Gesangsverein.

 

Gegenüber der Gaststätte eröffnete ein Konsumladen. Das Geschäft wechselte im Laufe der Zeit mehrfach seinen Namen. 2001 wurde der SPAR-Markt geschlossen.

1935 erwarb die Stadt für 2000 RM von den Vereinigten Deutschen Metallwerken (VDM) ein 7800qm großes Grundstück im sogenannten Baumhof und baute dort für 127.000 Reichsmark ein Freibad, das am 15.08.1936 eingeweiht wurde.

Es wurde im Jahr 2000 geschlossen.

 

1958 eröffnete gegenüber vom Freibad eine Jugendherberge. Sie wurde 1992 geschlossen und an die Therapieeinrichtung Sirius verkauft, die ihren Sitz dort bis 2006 hatte. Anschließend stand das Gebäude bis 2019 leer und soll nun zum "Gasthaus Altena" umgebaut werden.

 

Die evangelisch lutherische Kirche führte von 1964 bis 2006 einen Kindergarten Linscheider Bach und um 1965 gab es sogar eine Tankstelle vor der Gaststätte, die längst schon wieder abgebrochen wurde.

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Christian Klimpel / 2020; Mailto: christian.klimpel@gmx.de

 

Quellen:

- Stadtarchiv Stadt Altena

- Chronik der Stadt Altena

- Kreisarchiv MK

 

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